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TEUFLISCHER KREISLAUF
Flamingos zwischen Dürre, Überschwemmung und Ausbreitung des Menschen
TEXT UND BILDER VON STEFAN RUST
2012
Einst bevölkerten riesige Flamingoschwärme große Gebiete Afrikas. Klimaänderung und schrumpfende Lebensräume durch menschliche Entwicklung machen dem Flamingo (Greater Flamingo / Phoenicopterus ruber) und dem Zwergflamingo (Lesser Flamingo / Phoenicopterus minor) heutzutage zu schaffen. Ergebnis: Beide Flamingoarten sind sehr bedroht!
Stolz waten weiße und rosa gefärbte Flamingos durch das Wasser der Walfischbucht Lagune in Namibia. Einen Tag zuvor entstanden sogar Fotos von zwei Flamingos, einem Jung- und einem Altvogel, in dem selten Wasser tragenden Sossusvlei in der Namib Wüste inmitten der höchsten Sanddünen der Welt.
Weil Flamingos in dieser Brutsaison nur in den Makgadikgadi Salzpfannen in Botswana erfolgreich gebrütet haben, kann diese Beobachtung eines vermutlich während des Zuges schlapp gemachten Jungvogels und eines wachenden Altvogels am selten Wassertragenden Sossusvlei Aufschluss auf die Frage geben ob die Makgadikgadi Flamingos auch nach Walfischbucht wandern, denn Sossusvlei liegt auf der Strecke dieser beiden Orte.
Wie kaum ein anderer Vogel sind die Phoenicopterus ruber und Phoenicopterus minor – so die wissenschaftlichen Namen für die beiden Flamingoarten - die Hingucker an den Gewässern Namibias. Während der 1960er Jahre soll es laut Aufzeichnungen Afrikaweit noch etwa fünf Millionen Flamingos gegeben haben, mit der größten Population von etwa vier Millionen alleine in Ostafrika. Bereits knappe 40 Jahre später ergab eine erneute Schätzung, dass nur noch zirka 2.8 Millionen frei lebende Flamingos existieren.
Die Bedrohung hat viele Gesichter. Besonders gefährlich für diese 1.55 M (Flamingo) und 1.18 M (Zwergflamingo) große Vögel sind Konflikte mit dem Menschen. Durch die Ausbreitung der Menschen und geplante Entwicklung (Pottaschefabrik und Kohlekraftwerk) und die daraus resultierende Verschmutzung am Lake Natron und Nakuru werden die Flamingos von diesen wichtigen natürlichen Lebensräumen verdrängt.
Ein weiteres großes Problem ist, dass in vielen Ländern Afrikas die arme, hungernde Bevölkerung so gut wie gar nicht von den Einnahmen des Tourismus profitiert. Das Resultat: Die Flamingos werden gewildert – eine Hoechst attraktive Nahrung- und Einkommensquelle. Das Fleisch wird, wenn nicht selbst gegessen, verkauft. Dies Problem zu lösen wird nur gelingen indem Wilderei stärker bekämpft wird und wenn die arme Bevölkerung einen wirtschaftlichen Nutzen aus dem in ihrem Gebiet stattfindenden Tourismus zieht.
Als sehr kritisch zu betrachten ist die Bedrohung der Auswirkungen des Klimawandels. Berechnungen zufolge erwarten Experten dass bis 2050 sich das Klima in großen Teilen Afrikas zu einem durchgehenden Sommer verändert. Pflanzen- und Tierarten, wie Flamingos, die sich wegen spezialisierter Lebensgewohnheiten nicht umsiedeln können, können bis 2050 aussterben. Egal in welcher Form sich der Klimawandel zeigt, sei es in überdurchschnittlich nassen oder trockenen Perioden, eine Veränderung des gewohnten Wetters bringt verheerende Folgen für diese Brutspezialisten mit sich. Für eine erfolgreiche Brut sind Flamingos nämlich von einer bestimmten Wassertiefe abhängig. Ein hoher Niederschlag birgt einen hohen Wasserstand wobei die errichteten Sandtürme auf denen sich die Gelege befinden mitsamt Gelege überschwemmt werden. Zu niedriger Niederschlag hindert wegen des zu niedrigen Wasserstands die Feinde nicht daran an die Nester zu gelangen und diese zu plündern.
Den beschriebenen Bedrohungen zufolge lastet eine erhöhte Verantwortung auf Namibia, weil sich, dank der sich im Etoscha Nationalpark befindenden Etoschapfanne und der als Ramsar Schutzgebiet registrierten Walfischbucht Lagune, in Namibia Afrikas zweitgrößte Population beider Flamingoarten befindet.
Namibia hat sich einen wohlverdienten Ruf als führendes Land in Sachen Umwelt erarbeitet. So gilt dieses Sonnenland als das einzige Land Afrikas mit einer Zunahme in der Wildlebenden Giraffen- und Löwenpopulation. Mit diesen Erfolgserlebnissen als Beispiel wird Namibia hoffentlich auch im Flamingoschutz weltweit führend werden.
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