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VOGELBEOBACHTUNG
Immer mehr Schildraben
Text und Fotos von Stefan Rust
2012
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)
Was lärmt denn da? Lautstarkes Gekrächze am Himmel. Beim genaueren Betrachten kann ich die Krawallbrüder identifizieren. Zwei Schildraben kreisen in der Luft. Beim flüchtigen Hinschauen könnte man meinen es seien Aasgeier.
Das war ein netter Empfang. Ich war zum Hosea Kutako Flughafen gefahren um eine Gruppe Reisegäste abzuholen, und dort begrüßt uns beim Einsteigen in unseren Reisebus gleich ein Schildrabe. Sie heißen Schildrabe, weil sie an Brust und Nacken weiß gefärbt sind und diese Färbung einem Schild ähnelt. Das restliche Gefieder ist wie bei den meisten anderen Rabenarten schwarz.
Das schöne für Vogelbeobachter ist, dass diese Raben häufig ihr typisches krächzendes kraah und ihr schnarrendes khrrr vernehmen lassen anhand dessen sie leicht vernehmbar sind. In und um menschliche Siedlungen halten sich diese Kulturfolger gerne auf. Wird ein Tier als Kulturfolger bezeichnet, so bedeutet dies dass sich das Tier die Ausbreitung des Menschen als eigenen Lebensraum zunutze macht.
Laut den Verbreitungsaufzeichnungen in Roberts Birds of Southern Africa war diese Art in den Jahren 1969 bis 1981 so gut wie gar nicht in den extrem trockenen Teilen der Namib Wüste Namibias anzutreffen. Ebenso wenig in den zentral östlichen Gegenden des Landes angrenzend zu Botswana. Mit der zunehmenden Besiedlungsdichte der namibischen Bevölkerung in auch diese trockenen Ecken des Landes und vor allem auch mit der Entwicklung der touristischen Infrastruktur in diesen bisher vom Schildraben unbewohnten Bereich, folgen diese Rabenvögel dem Menschen seit etwa 2005 mit rasanter Geschwindigkeit.
Mit seinem Charme erbettelt der Schildrabe sich an den Rastplätzen im Etosha N.P. Futter.
Während unserer zweiwöchigen Reise durch Namibia sichteten wir fast überall Schildraben. Im hohen Norden im Etosha Nationalpark setzte sich ein Schildrabe bei dem Gemsbokvlakte Wasserloch neben unseren dort geparkten Bus. Wir beobachteten wie er einen trockenen Zebraapfel (Zebradung) im Schnabel zur Tränke flog und ihn dort ins Wasser tunkte um ihn dann im aufgeweichten Zustand verzehren zu können. Beim Sossusvlei inmitten der trockenen Namib Wüste können Beobachter erleben wie diese klugen Köpfe Essensreste aufsammeln und in sicherer Entfernung im Boden verstecken. Wenn sie später alleine sind, kehren sie zu dem Versteck zurück, welche sie auch meistens wieder finden, und können den Vorrat ungestört von Konkurrenten verspeisen. Dem unaufmerksamen Rastenden stehlen diese pfiffigen Vögel sogar den Müsliriegel aus dem Frühstückspaket. Dies belegt dass Schildraben Allesfresser sind, wobei sie auch keine auf den Strassen überfahrene Tiere verschmähen. Sie haben erkannt von welch wichtiger Bedeutung die Strassen als Futterlieferant sind und siedeln sich daher gern in der Nähe der Fahrwege an.
Die Aussichten auf eine weitere Ausbreitung und Populationsvermehrung der Schildrabenart stehen gut. Die Vögel finden nämlich überall dort wo sich der Mensch aufhält etwas Fressbares und Nistmöglichkeiten.
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