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“CITIZEN SCIENTIST”
Seltener Sperbergeier im Etosha Nationalpark gesichtet
Text von Stefan Rust
Foto von Ina Mattern
2012
(In terms of the Geneva Convention the copyright to these texts belong to Stefan Rust)
Namibia gilt als eines der weltweit beliebtesten Reiseziele für Vogelkundler. Aus gutem Grund, denn hier leben fast 650 Vogelarten in den kontrastreichsten Landschaften Afrikas. Elf Gäste aus Deutschland leitete ich als Gästeführer in dieses Sonnenland.
Mit 350 Sonnentagen im Jahr, fast immer guten Strassen, auch die Schotterpisten sind mühelos befahrbar und mit einer hervorragenden Hotelinfrastruktur ist Reisen in Namibia angenehm.
Unter Anderem führte unsere Reise uns in einen der berühmtesten afrikanischen Nationalparks: den Etoscha Nationalpark. Der Etoscha-Park hat eine Ausdehnung von fast 23 000 Quadratkilometern und ist einer der wildreichsten Parks in Afrika. Im Zentrum liegt eine ausgedehnte Salzpfanne, umgeben von Gras- und Akaziensavannen, Mopane-Buschland im Westen sowie ein Trockenwald im Nordosten.
Wir erleben einen Teil der Pfanne mit Wasser gefüllt, treffen dort Flamingos, Rotschnabelenten sowie Nilgänse an und machen in den zwei Tagen (31.8.-1.9.) die uns hier zur Verfügung stehen neben Elefanten, Löwen, Steppenzebras, Streifengnus, Giraffen, Oryxantilopen und unübersehbaren Herden von Springböcken eine unglaubliche Fülle an Beobachtungen.
Eine war eine Besonderheit:
Eine etwas längere Beobachtung, dennoch ein genauso großer Glücksfall ereilte uns in der Nähe des Okaukuejo Rastlagers am Vormittag des 31. August: An einem Tierkadaver entdeckten wir zwischen fressenden Weißrückengeiern einen Sperbergeier (Rüppell’s Vulture / Gyps rueppellii). Eine halbe Stunde lang kann dieser für Namibia noch nie zuvor vermerkte Geier an dem Kadaver beobachtet werden. Als aufmerksam beobachtende Gruppe fiel uns der arteigene orangefarbene Schnabel des Sperbergeiers zwischen der Gruppe schwarzschnabeliger Weißrückengeier auf.
Der Sperbergeier ist unter den im südlichen Afrika vertretenen Aasgeiern ein Schwergewicht, er bringt nur ein Kilogramm weniger als der Kapgeier auf die Waage, nämlich 7,5 Kilogramm. Mit 100 Zentimetern Körpergröße ist er eine imposante Erscheinung am Kadaver. Charakteristisch ist der gelbfarbene Schnabel und sind die ebenso gefärbten Augen. Einen deutlichen Unterschied zum Weißrückengeier bilden die bräunlichen weiß umrandeten Oberflügelfedern was sie wie Schuppen erscheinen lässt.
Im gesamten südlichen Afrika gilt der Sperbergeier als eine äußerst selten vorkommende Vogelart. Bisher wurde er an nur vier Plätzen im östlichen Teil des südlichen Afrikas gesichtet.
Es wird empfohlen solche Beobachtungen nicht nur für sich selbst zu genießen und zu notieren, sondern auch an wissenschaftliche Instanzen weiter zu leiten und damit für Vergleiche und weitere Recherche zugänglich zu machen. Auf diese Weise kann jeder einzelne Beobachter durch seine Wahrnehmungen wertvolle Einzelheiten zum Gesamtbild der Natur, zu möglichen Veränderungen in der Vogelwelt oder auch zum Naturschutz und letztendlich zur Wissenschaft beitragen. So kann jeder ein „Citizen scientist“ (Bürgerwissenschaftler) werden.
Nicht nur die Fülle der Vögel und Tiere und die beeindruckenden Landschaften mit den Komponenten Savanne, Busch, Wüste, Meer und Gebirge sondern auch die Entdeckung des seltenen Sperbergeiers begeisterten meine Gäste und wird den Afrikareisenden in unvergesslicher Erinnerung bleiben.
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