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VON DEN KAVANGOBEWOHNERN GEPRIESEN
Fotos und Text von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)
Haliaeetus vocifer
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Steckbrief
Namen: Haliaeetus vocifer (Lateinisch) / African Fish-Eagle
(Englisch) / Visarend (Afrikaans)
Verbreitung: Afrika, südlich der Sahara
Lebensraum: Küsten- und Binnengewässer
Größe: 68-84 cm
Gefieder: Mit seinem weißen, kastanienbraunen und
schwarzen Gefieder ist der Schreiseeadler unverkennbar.
Stimme: Der weit vernehmbare, fast möwenähnliche
Ruf, wird ebenso häufig von der Sitzwarte wie im Flug geäußert und gehört zu
den bekanntesten Tierstimmen Namibias.
Nest: Großes Nest hoch in einem möglichst nah
am Wasser stehenden Baum.
Brutzeit: März - September
Nahrung: Zumeist Fische aber auch kleine
Wasservögel, Kleinsäuger und Aas.
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Besonderes
Der
Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) ist einer der weltweit zehn Arten der großen Seeadler mit breiten Flügeln
und massigem Hakenschnabel.
Abgesehen von der
Falknerei wurden Adler wenig vom Menschen genutzt. Im Gegenteil, sie wurden
eher vom Menschen bejagt weil sie nicht selten den domestizierten Tieren Schaden
zufügten. Der Weißkopf-Seeadler (Haliaeetus leucocephalus), der Nationalvogel der USA, wurde in
Amerika durch Jagd als Sport, durch das plündern seiner Nester seitens
Eiersammlern und durch den unkontrollierten Gebrauch von Pestiziden fast
ausgerottet.
Nicht als
Nutztier sondern als Symbol der Stärke, Kraft und Adligkeit spielte der Adler
eine wichtige Rolle in der Menschheitsgeschichte. Er ist einer der wenigen
Vögel die dem Menschen weniger wegen eines wirtschaftlichen Vorteils sondern
wegen des symbolischen Werts wichtig waren. Schon die Römer nutzten ihn als
Wahrzeichen und heute noch die Amerikaner.
Als nach einer
sechsjährigen Kongressdiskussion der Weißkopf-Seeadler 1782 als der
amerikanische Nationalvogel gewählt wurde, gab es eine Stimme dagegen, nämlich
die des Benjamin Franklin. In einem Brief an seine Tochter beschrieb Benjamin
Franklin (1706-1790) diesen Entscheid mit den Worten der Weißkopf-Seeadler sei
ein schlechter moralischer Charakter mit der Begründung der Adler stiehlt
Futter von seinen Artgenossen. Er sähe lieber den Truthahn als Nationalvogel
weil dieser ein Vogel mit Mut sei.
Einer Legende
zufolge führte ein Seeadler das Aztekenvolk auf eine Insel. Als er sich dort
auf einem Kaktus niederließ war es für die Azteken ein Zeichen sich dort
niederzulassen. Dieser Ort ist das heutige Mexiko City, damals von einem großen
See umringt der die Azteken vor Feinden schützte. Noch heutzutage ist der Adler
das Symbol der Verteidigung des Mexikanischen Staates.
Seit 1950 ist der
Seeadler (Haliaeetus albicilla) das Staatswappen der Bundesrepublik Deutschland.
In der
episch-lyrischen Dichtung der Kavangojäger in Namibia spielte der
Schreiseeadler eine wichtige Rolle. Mit folgendem Gedicht priesen die Gciriku
diesen stolzen Vogel:
Ame mpungu
yanakome.
Ni mukwate
lishandja
(Ich bin der
stimmgewaltige Schreiseeadler.
Ich fange nur im
tiefen Wasser.)
Madiva
shamukushano,
Kapi na
kwateranga kuurundu.
(Seen sind mein
Jagdgebiet,
Ich pflege nicht
auf trockenem Grund zu fangen.)
Kukwata kwande
mandwara,
Kukwatilikida
ntjwi kulitinde.
(Ich ergreife mit
den Krallen,
Den Fisch halte
ich mit einem Grasbüschel fest.)
Ame Makolikoli
ghampungu.
(Ich bin der
Schreiseeadler mit durchdringendem Schrei.)
Dieses
bantusprachige Volk erläutert mit diesem Gedicht das Jagdverhalten des
Schreiseeadlers. Bei dem Barbel und dem Tigerfisch, mit deren fester und
glatter Haut, besteht die Gefahr des Abgleitens. Darum fliegt der
Schreiseeadler vorerst mit dem Fisch an Land und trägt ihn mitsamt einen
Grasbüschel fort, meinen die Gciriku.
Mit einer Parabel
erläutern die Gciriku, dass wenn ein Mann wie ein Fischadler viel auf Reise
sei, fühle sich seine Frau einsam, sehne sich nach dem geschiedenen Mann zurück
und sei zum Ehebruch geneigt. Ebenso fühle sich eine Frau in der Vielweiberei
einsam, wenn sie aus irgendwelchen Gründen fern des Hauptsitzes ihres Mannes
wohne. Deshalb sei dem Mann geraten eine Witwe zu heiraten und keine einem
anderen Mann weggelockte Frau:
Mpungu
yanankugho,
Yakakoma
yakayenda.
(Fischadler, der
dauernd unterwegs ist,
Beim Fliegen
schreit er.)
Kwara
wamukakufa,
Wamuyumi
kumughayara vyendi.
(Heirate die
eines Verstorbenen,
Die Frau eines
Lebenden denkt an ihren Ex-Mann.)
Die in Namibia
lebenden Gciriku verwenden folgende Redewendung beim Tode einer verheirateten
Person:
Makolikoli
ghampungu.
(Das Geschrei des
Fischadlers.)
Madira
ghakulyo ghene,
(Vögel, die sich
gegenseitig fressen.)
Gha tunde po
gha kulire.
(Danach beginnen
sie zu heulen.)
Diese Redewendung
erläutert, dass wenn jemand den Tod seines Ehepartners öffentlich übertrieben
beklagt, diese Person leicht des Mordes durch Hexerei verdächtigt wird.
Der volkstümliche
Name „Fischadler“ bezeichnet die hauptsächliche Ernährung des Schreiseeadlers
von Fisch.
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Die
Schreiseeadler gehören, wie der Name schon vermuten lässt, zu der Gattung der
Seeadler, wobei sie hier zu den mittelgroßen Exemplaren gehören.
Um
ihr Revier gut beobachten zu können, sitzen die Schreiseeadler meist auf hohen
Bäumen, bauen ihre Nester in ihnen oder fressen dort ihre Beute. Meist befindet
sich ein Gewässer in der Nähe, da dies ihr Hauptjagdgebiet ist.
Mit einem auf
100.000 bis 200.000 Paare geschätzten Weltbestand sind sie laut IUCN momentan
nicht gefährdet.
Die
Schreiseeadler befinden sich and der Spitze der Nahrungskette in Feuchtgebieten
und deshalb fungieren die Küken des Schreiseeadlers im südlichen Afrika als
Umweltbarometer und Gefahrenmelder. Ihr Lebensraum und Beutespektrum bietet
sich an die Gewässer und Umgebung auf Insektizide und sonstige Gifte zu kontrollieren.
Hierzu werden den sich im Nest befindenden Küken Blutproben entnommen. Im
Wasser enthaltene Gifte werden von den Küken über die Fischnahrung aufgenommen
und kann dann im Blut nachgewiesen werden.
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