Tuesday 16 May 2017

157 | KAPKORMORAN, LIEFERANT DES WEISSEN GOLDES

157


LIEFERANT DES WEISSEN GOLDES

Kapkormoran

Fotos und Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)

                                                       Phalacrocorax capensis

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Steckbrief

Namen: Phalacrocorax capensis (Lateinisch) / Cape Cormorant (Englisch) /
               Trekduiker (Afrikaans)

Familie: Kormoran

Verbreitung: Namibia, Angola, Südafrika, Kongo und Mosambik

Lebensraum: Pelagische Zonen, intertidale felsige Küsten, supratidale Klippen, felsige Inseln und supratidale Süßwasserseen

Größe: 64 cm

Gefieder: Glänzend schwarz, Haut um den Schnabelansatz ist orange-gelb gefärbt; Geschlechter gleich

Stimme: Gewöhnlich lautlos

Nest: Aus Zweigen und anderen pflanzlichen Bestandteilen an felsigen Ufern

Brutzeit: Von September bis Februar

Nahrung: Ausschliesslich Fisch

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Wer dem malerischen Küstenstreifen und den Lagunen Namibias folgt, dem ist schnell klar, hier ist das Reich der großen Kapkormoranschwärme. Dank des kalten Benguelameeresstromes, der aus Südwestrichtung kommend an Namibias Küste stößt, gibt es hier ganzjährig Fischbeute und der Atlantik wirkt wie ein Paradies für Seevögel. Mit einem Brutbestand von über einer Million in Namibia, ist kaum ein anderer Meeresvogel so häufig anzutreffen wie der Kapkormoran.
In den Jahren 1977-1981 wurde die globale Population auf 247 000 Paare geschätzt worden. Schon 15 Jahre später waren es nur noch 72 000 Paare. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Schwankungen auf natürliche Veränderungen in der Verfügbarkeit von Sardellen wie Engraulis capensis zu verzeichnen sind. Aufgrund des Rückgangs der Population und der Reichweite wird die Art laut der Roten Liste der IUCN als gering gefährdet gelistet.

Zusammen mit dem Brillenpinguin und Kaptölpel gilt der Kapkormoran als einer der drei wichtigsten Guano produzierenden Seevögel Namibias. Mit einer frei im Meer stehenden Holzplattform in der Nähe von Walvisbay in Namibia, ist diesen Vögeln im Jahre 1931 ein künstlicher Brut- und Ruheplatz von Herrn Adolf Winter, zuerst als ein törichter Träumer bezeichnet, geschaffen worden. Dies geschah zum richtigen Zeitpunkt, denn schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts suchten die Landwirte Europas nach einem Mittel mit dem sie ihre ausgelaugten Böden wieder fruchtbar machen konnten. So entstand ein regelrechter Guanorausch zur Guanogewinnung an Amerikas und Afrikas Küsten.
Regen laugt den wertvollen Stickstoff aus dem Guano und somit sind regenarme Küstengebiete und große Schwärme Fisch fressender Seevögel Voraussetzungen zur Guanoablagerung.
Wegen diesen Voraussetzungen gibt es weltweit nur zwei zur Guanogewinnung geeignete Gebiete, nämlich die Küste Südamerikas entlang des Humboldtstroms und die Küste Namibias entlang des Benguelastromes. Diese kalten Meeresströme bieten reichlich Futter für Fische und locken riesige Vogelschwärme an. Zudem verhindern die ständig anwesenden kalten Winde, Regen in diesen Gebieten.
Noch heute ist diese knapp 17 000 Quadratmeter große Guano-Insel, die weltweit einzige künstliche Nistplattform für Seevögel, ein lukratives Geschäft. Immerhin ist der Bedarf an organischem Düngemittel ungebrochen und die Art der Kapkormorane macht rund 90 Prozent aller Bewohner der Guano-Insel aus. Ein Kapkormoran scheidet jährlich rund zehn Kilogramm an Mist aus.
Im Jahre 1951, während seines ersten Heimaturlaubs seit dem Verlassen Deutschlands vor 40 Jahren, machte der mittlerweile wohlhabende Adolf Winter dort in einem Interview folgende Aussage: “Ich, Adolf Winter, mache aus Mist Gold, während Adolf Hitler aus Gold Mist gemacht hat.“
Schon die alten Inka erkannten, dass der getrocknete Mist der Seevögel, der sich über längere Zeit an ihren Nist- und Schlafplätzen angesammelt hat, ein besonders hochwertiges organisches Düngemittel ist. Sie nannten den Vogelmist „Huanu“, später von den Spaniern als Guano bezeichnet. Die Inka schätzten den Guano so sehr, dass sie jeden, der einen Guano spendenden Vogel tötete, mit dem Tode bestraften. Als Dünger in ihrem kargen Boden verwendet, brachte er ihnen gute Ernten ein, woraus das folgende chilenische Sprichwort entstand: „Obwohl Guano kein Heiliger ist, kann er Wunder bewirken.“
Als das Inkareich unterging, geriet dieser Wirtschaftszweig fast drei Jahrhunderte lang in Vergessenheit. Erst durch die Analysierung der im 19. Jahrhundert eingereichten Proben des Alexander von Humboldt, wurde die Wirkung des Weißen Goldes als Düngemittel wieder entdeckt.
Als wertvollster wild lebender Vogel der Welt, galt zweifellos der Guano-Kormoran des peruanischen Küstenlandes. Obwohl er sich mit dem Hausgeflügel als Einnahmequelle nicht messen kann, beläuft sich der Wert seiner Exkremente auf viele Millionen Dollar jährlich. Im 19. Jahrhundert verschiffte Peru 20 Millionen Tonnen Guano im Wert von 2 Milliarden Dollar.

In China und Japan wird schon seit 600 Jahren mit Kormoranen gefischt. Bei dieser Kormoranfischerei handelt es sich um Fischer auf Schilfflössen, die bis zu zwölf Kormorane mit sich führen. Während der Fahrt tauchen die Kormorane nach Fischen, was ihrer normalen Lebensweise entspricht. Mittels am Hals, kurz oberhalb des Rumpfes, befestigter Ringe, an denen wiederum die Leinen befestigt sind, werden die Kormorane am Verschlucken größerer Beute gehindert. Diese Beute übergibt der an der Leine eingeholte Kormoran auf dem Floss seinem „Herrchen“. Um Kämpfe um die Rangordnung zu vermeiden, benötigen die Kormorane eine feste Sitzordnung auf dem Rand des Bootes oder den eigens angebrachten Sitzstangen. Bei Tag und bei Nacht wird gefischt. Nachts werden leuchtende Laternen und Fackeln zum anlocken der Fische benutzt.
Es wurden Fangleistungen, dieser in Gefangenschaft bis zu 20-30 Jahre alt werdenden Tiere, von bis zu 150 Fischen in der Stunde beobachtet.
Den sich aus religiösen Gründen überwiegend vegetarisch ernährenden Hindus und Buddhisten, ermöglicht die Kormoranfischerei, sich von Fisch zu ernähren, da diese nicht von Menschen sondern durch Tiere getötet werden. Heutzutage wird diese Form der Fischerei hauptsächlich als Touristenattraktion praktiziert.
Das Zähmen wilder Kormorane ist mühsam und dauert sieben bis acht Monate bei täglich zwei bis drei Stunden Übung. Sie lernen, auf dem Bootsrand zu sitzen und nur auf Kommando zu fischen und sich an den Halsring zu gewöhnen. Beim Lernen, den Fang ihrem Herrn abzuliefern, werden sie mit kleineren Fischen, Fischstücken oder Garnelen belohnt. In China werden diese Kormorane teilweise nachgezüchtet. Weil die Weibchen ihre Gelege in Gefangenschaft vernachlässigen, lässt man die Eier von Hühnerhennen ausbrüten. Die Küken werden von Hand aufgezogen und im Alter von etwa 100 Tagen wird mit der Abrichtung begonnen.

In China und Japan auch für die Kormoranfischerei benutzt

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