254
Art. # 254
PENIS FÜHRT ZU RUHM
Büffelweber
Text von Stefan
Rust
Fotos von Peter
Pack und Stefan Rust
2014
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Männchen des Büffelweber Bubalornis niger
Peter Pack
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Steckbrief
Namen: Bubalornis niger (Lateinisch) / Red-billed Buffalo-Weaver
(Englisch) / Buffelwewer (Afrikaans)
Familie: Webervögel - Ploceidae
Verbreitung: Afrika, südlich der Sahara
Lebensraum: Bevorzugt trockene Baum- und
Buschsavannen
Größe: 24 cm
Gefieder: Männchen haben schwarzes Gefieder mit
weißen Federsäumen an den Flügeln und orangerotem Schnabel und Beinen. Weibchen
haben ein etwas braunschwarzes Gefieder,
Stimme: Männchen ruft laut lookatit-lookatit-lookatit und das Weibchen ruft musikalisch chwee
Nest: Kuppelförmiges Gemeinschaftsnest aus
Dornenzweigen
Brutzeit: September - April
Nahrung: Samen, Insekten und Früchte
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Vertreter
der Little Five Afrikas
Diese größte Webervogelart
des südlichen Afrika ist uns allen bekannt. Der Büffelweber Bubalornis niger ist nämlich eines der zu den „Little
Five“ gehörenden Tiere.
Fast jeder kennt
die berühmten Big Five Afrikas; Elefant, Löwe, Leopard, Büffel und Nashorn. Die
Wahl dieser Tiere, noch aus der Zeit der unkontrollierten Jagd stammend, bezog
sich auf den Schwierigkeitsgrad der Jagd dieser betroffenen Tiere, nicht derer
Größe wie häufig vermutet.
Heutzutage kennt
auch jeder das kleine Pendant zu den Big Five, nämlich die Little Five. Diese
Fünf Kleinen Afrikas werden, ebenso wie bei den Big Five, nicht anhand ihrer
Größe innerhalb der kleinen Tierwelt bestimmt, sondern verdanken ihre Wahl als
Mitglied der „Little Five“ ihrem Namen. Als Namensvetter, in Englischer
Sprache, der Big Five, sind hierbei folgende Kleintiere betroffen: Büffelweber
(Red-billed Buffalo-Weaver), Pantherschildkröte (leopard tortoise) oder auch
Leopardenschildkröte genannt, Elefantenspitzmaus (elephant shrew), Riesenkäfer
(rhinoceros beetle) oder auch als Nashornkäfer bezeichnet und Ameisenjungfer
(ant lion), auch als Ameisenlöwe bekannt.
Die
Zusammenstellung der Little Five entstammt der Idee, den Fokus des Menschen
auch auf kleinere Lebewesen zu richten und ein Bewusstsein dessen zu bewirken.
Wie erfolgreich diese Bemühungen sind bezeugt die Tatsache dass heutzutage auf
einer Afrika Safari diese Kleinen Fünf schon nicht mehr wegzudenken sind. Es
ist das Ziel eines jeden Safari Teilnehmers nicht nur die Big Five sondern vor
allem auch die Little Five zu sehen. Auf alle Fälle sind die Großen Fünf
deutlich einfacher zu finden als die Kleinen Fünf und es benötigt einiges an
Wissen, Können und Geschicklichkeit seitens des Reiseleiters, den Wunsch seiner
Gäste zu erfüllen und ihnen diese interessanten Kleinen Fünf näher zu bringen.
Dornenzweige
anstatt Stacheldraht
Peter Pack
Die Männchen des
Büffelwebers bauen ihre großen Gemeinschaftsnester in höchstmögliche stabile
Bäume, Palmen und künstliche Strukturen. Bei dem natürlichen Angebot genießen
aststarke im Wasser stehende Bäume äußerste Vorliebe, hier bietet das Wasser
ersehnten Schutz vor Landräubern. Bei vom Menschen errichteten Strukturen
stehen Windradtürme hoch im Kurs. Die klugen Tiere haben begriffen dass ihre
Nester hier auch für Bodenlebende Feinde unerreichbar sind. Das häufige
Vorhandensein von Wasser als Nahrungsmittel in der Nähe von Windrädern kommt
natürlich als schwerwiegende Motivation noch hinzu. Aufgeklärte und fortschrittliche
Farmer heißen Büffelweberkolonien mit deren Nestern auf ihren Ländern sehr
willkommen, wissend dass sich diese Vögel insbesondere zur Zeit der Brut als
nützliche Gehilfen in der Schädlingsbekämpfung bezahlt machen. Zecken werden
beispielsweise mit Begeisterung verzehrt, ebenso Heuschrecken, Raupen und
ähnliche Tierchen. Interessanterweise wurde beobachtet dass in der Nähe einer
menschlichen Siedlung errichtete Nester vom Büffelweber verlassen werden
nachdem Siedlungen menschenleer geworden sind. Vermutlich hängt das mit dem
Versiegen der vom Menschen künstlich gestalteten Wasserstellen zusammen.
Stefan Rust
Das Nestmaterial
besteht überwiegend aus Dornenzweigen der Akazienbäume und auch größere
Vogelarten wie Weißrückengeier, Gaukler und Nilgänse haben den Vorteil der
Dornen erkannt, so kommt es vor dass sie ihre Nester auf dem Gesellschaftsnest
des Büffelwebers bauen. In diesem Fall entsteht eine beidseitig begünstigende
Situation; die Nester der Obermieter sind dank des Dornengestrüpps gut getarnt
und geschützt und die Büffelweber erhalten von diesen von der Körpergröße
betrachtet ihnen weit überlegenen Vogelarten Schutz gegen andere Greifvögel.
Die Evolution bewegte die Büffelweber aus dreierlei Gründen dazu die
Dornenzweige als Nestbaumaterial zu nutzen; Die geschickt ineinander
verankerten Dornenzweige formen ein stabiles Gitter um zum einen der Größe und
dem somit entstandenen Gewicht den nötigen Halt zu verleihen, des Weiteren dem
Wind und Regen die Stirn zu bieten und drittens dienen die Dornen der
effektiven Feindabwehr. Über die Zeit werden mehr und mehr Zweige hinzugefügt
und vorsichtshalber werden diese Gesellschaftsnester an die gegenüberliegende
Seite der vorherrschenden Windrichtung eines Baumes einer bestimmten Gegend
gebaut, den Baum also als Windschutz nutzend. Ist ein Wanderer sich dieses
Brauches der Büffelweber bewusst und kennt er die vorherrschende Windrichtung
der Gegend, so kann er an windstillen Tagen die Nester als Orientierungshilfe
nutzen. Nicht selten kommt es zum Diebstahl der Dornenzweige unter benachbarten
Männchen um die eigenen Nestkammern mit dem Diebesgut zu verstärken. Die
zuständige Bautruppe eines Gemeinschaftsnestes, bestehend aus einer Gruppe
Männchen, verbaut die Dornenzweige zu einem großen Dornengestrüpp in dessen
Innerem sich Kammern mit jeweils eigenem Eingang befinden. Die Gestrüppgröße
und Anzahl der Kammern ist von der Koloniegröße abhängig. Zur Paarungszeit
beanspruchen die Männchen der Bautruppe unterschiedliche Nestkammern. Bei
diesen Männchen herrscht eine Hierarchie bei der das dominante Tier die
erstklassigen und meisten Kammern beansprucht. Die von einem Männchen
beanspruchten benachbarten Kammern werden als je eine Burg innerhalb des
riesigen Dornengestrüpps bezeichnet. Die einzelnen Männchen werben dann um
Weibchen mit dem Ziel, eine jede von ihnen beanspruchte und vehement gegen die
anderen Männchen verteidigte Burgkammer mit jeweils einem Weibchen zu besetzen.
Bei der Burgverteidigung unterstützen die Weibchen ihren Burgherrn indem jedes
Weibchen die ihrige Kammer gegen Burgfremde Artgenossen verteidigt. Und Dank
der Weibchen erklärt sich die Bezeichnung Weber des Büffelwebers. Sie richtet
nämlich die Kammer durch mit Gras bewebter Wände als Brutnest ein.
Interessanterweise legen Weibchen manchmal Eier auch in fremde Kammern
innerhalb des eigenen Gemeinschaftsnestes und überlässt die weitere
Brutverantwortung dieser Eier den Gastgeberweibchen. Dieses Verhalten wird als
Brutparasitismus bezeichnet.
Pseudopenis,
einzigartig in der Vogelwelt
Als im Jahre 1835
ein gewisser Herr Sir Andrew Smith mit einer Expedition, dessen Auftrag es war
das Landesinnere zu erkunden, die Lande durchstreifte, begegnete er dem Büffelweber
und wurde dieser erstmalig im darauf folgenden Jahr von ihm beschrieben. Laut
Smiths Aufzeichnungen will er beobachtet haben wie diese Vögel sich auf den
Rücken der Büffel ernährt haben was zur Namensgebung dieses Vogels führte. Weil
Sir Andrew Smith als ein zuverlässiger Beobachter galt und er ähnliches
Verhalten von beiden Madenhacker Arten zu diesem Zeitpunkt bereits kannte, kann
man seine Beobachtung des Büffelwebers auf einem Büffelrücken sicher nicht
anzweifeln. Tatsache ist nur, dass seitdem keine weitere zuverlässige
Beobachtung dieses von ihm beschriebenen Verhaltens jemals wieder getätigt
wurde. Also muss es sich dabei um eine höchst ungewöhnliche Beobachtung
gehandelt haben. Fakt ist jedoch, egal wie glaubwürdig diese Beobachtung sein
mag, dass Vogelfreunde es Herrn Sir Andrew Smith und seiner Beschreibung dieser
Beobachtung, welche die Namensgebung dieses Vogels bewirkte, zu verdanken
haben, dass mit diesem Büffelweber heute auch ein Vogel zur Garde der Little
Five Afrikas dazugehört.
Damals konnte Sir
Andrew Smith nicht annähernd ahnen welche Aufmerksamkeit dieser Vogelart viele
Jahre später zuteil werden würde.
Fast ein jeder
weiß dass das Liebesleben der Vögel alles andere als aufregend ist. Männchen
und Weibchen pressen ihre Hinterteile, in der Fachsprache als Kloaken
bezeichnet, aneinander derweil Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden. Ein bis
zwei Sekunden später ist alles vorbei und Mann und Frau fliegen wieder ihrer
eigenen Wege.
Aber nicht so bei
unserem namibischen Büffelweber. Dieser gilt nämlich als der einzig bekannte
orgasmusfähige Vogel der Welt. Dies haben Biologen der Universität Sheffield
mit einer Untersuchung des Paarungsverhaltens der Büffelweber in Namibia
nachgewiesen. Anstoß zu dieser Untersuchung erhielt das Forscherteam dank eines
Berichts von 1831, in dem ein deutscher Anatom erstmals diesen falschen Penis
des Büffelwebers erwähnte.
Während des etwa
30 Minuten lang andauernden Paarungsakts reibt das Männchen seinen
Pseudophallus (phalloides Organ) so lange an den Genitalien des Weibchens, bis
es schließlich aus seiner Genitalöffnung in die des Weibchens ejakuliert. In
der Vogelwelt haben beide Geschlechter Genitalöffnungen. Diese Ejakulation
führt zu einem intensiven Orgasmus wobei der Körper des Männchens schüttelt und
zuckt. Hierbei gilt zu betonen dass dieses 16 Millimeter lange Organ nicht in
die Kloake des Weibchens eindringt und es auch nicht zur Penetration dient,
sondern nur der genitalen Stimulation des Weibchens. Aus diesem Grund wird dies
vor der Kloake des Männchens im Federkleid versteckte Organ nicht als Penis
sondern Pseudopenis bezeichnet.
Aber bei diesen
Koloniebrütern geht es sogar noch bunter zu. Die Untersuchung ergab nämlich,
dass gute drei Viertel aller untersuchten Gelege von mehreren Vätern, sogar von
Erzeugern fremder Kolonien, stammten. Experten bezeichnen solch ein Verhalten
„Hohe Spermakonkurrenz“. Also haben beide Geschlechter jeweils mehrere Partner.
Interessanterweise sind die Weibchen vieler promiskuitiven Vogelarten fähig,
das Sperma nach der Begattung wieder auszuscheiden, sollten sie die Paarung mit
einem nächsten Bewerber bevorzugen. Diese Bevorzugung unterschiedlicher
Männchen seitens der Weibchen, hängt von der Penisgröße ab. Dies wird durch
eine weitere Beobachtung unterstützt. So genannte Burgherren der Büffelweber
haben einen deutlich längeren Pseudopenis als herumziehende Artgenossen.
Wie bei vielen
anderen Tieren gilt also auch bei den Büffelwebern: Ein langer Penis verspricht
Erfolg bei den Weibchen und Familienglück.
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