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Vogelschutz auf Farm
Gauchas
Text von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Farmeigentümer
Argo Rust und das Wildvogel Unternehmen BirdsConTour (Vogelschutz und
Vogeltourismus) arbeiten eng zusammen. Ziel ist es, das Habitat der Farm wieder
Wildvogelfreundlich zu gestalten. Das ganze findet im Rahmen einer Untersuchung
statt – der Einfluss von biologischer Farmwirtschaft auf das Vogelleben.
Der Süden
Namibias ist unter Vogelbeobachtern seit einiger Zeit ein Geheimtipp. Die Lage
des Landes, angrenzend an Südafrika, Botswana, Simbabwe, Sambia, Angola und den
Atlantik, die gute Infrastruktur und nicht zuletzt der beispiellose Naturschutz
führen zur Renaissance des Birdwatching-Tourismus. Die Habitatvielfalt,
Feucht-, Wüsten-, Gras-, Wald-, Berg- und Flächengebiete, erzeugt die
erstaunliche Vogelvielfalt Namibias. Bei genauerer Betrachtung ist Namibia auch
Schauplatz dramatischer ökologischer Veränderungen mit erheblichen Auswirkungen
auf die Vogelwelt. Denn auch in Namibia halt der Druck auf natürliche
Lebensräume unerbittlich an, der Wirtschaftswachstum, Landfraß für Straßenbau
und Städterweiterungen, unnatürliche Farmereipraktiken und der Klimawandel
hinterlassen in den sensiblen Wüsten-Ökosystemen ihre Spuren und es sind alle
Vogelarten betroffen.
Ende 2011 konnte
Argo Rust eine 2 322 Hektar große Farm zwischen der Kalahari und Namib Wüste im
Süden Namibias kaufen. Er strebt danach, diese ziemlich herunter
gewirtschaftete Viehfarm mittels biologischer Wirtschaftsmethoden in eine gut
produzierende Rinderfarm zu verwandeln.
Steine, Sand,
Hitze, karge Vegetation: Der Niederschlag auf Farm Gauchas ist sehr gering, die
Temperatur im Sommer nicht selten über 40 Grad; können hier Vögel leben?
Vögel, die hier
leben, sind zum Teil hochspezialisierte Wüstenvögel. Die teilweise zerstörte
ursprüngliche Vegetation ist artfeindlichen Bewirtschaftungsmethoden zu
verschulden. Dies führte zu einem Rückgang in der Weidequalität und zu einer
explosionsartigen Vermehrung eines für dieses Gebiet untypischen Busches, erst
schleichend und dann plötzlich in rauen Mengen. Weitere Verbuschung hätte,
würde nicht eine naturgetreue Beweidungsmethode angewandt werden, dramatische
Folgen für die Weide auf Gauchas: Gräser würden immer mehr absterben, und mit
ihnen würden noch weitere hochspezialisierte Arten wie der Kronenkiebitz
(Crowned lapwing / Vanellus coronatus) verschwinden. Anhaltende Über- und Unterweidung
(zu wenig allgemeine Vegetationsstimulierung und Bodenbearbeitung) waren Grund
für das teilweise Verschwinden der natürlichen Vegetation und damit der eng mit
ihr verbundenen Arten aus diesen Gegenden. Klare Verlierer in Gegenden mit
unnatürlich hohem Buschstand sind die bodenbewohnenden und Konkurrenzarten
meidenden Lerchen und Flughühner. Der untypisch dichte Busch wirkt als
Barriere, der die Bewegungsfreiheit der Vögel einschränkt sowie die für die
Flugbalz und das Erkennen von Feinden wichtige weite Sichtbarkeit nimmt.
Direkte Verluste
durch Giftgebrauch und unkontrollierte Bewegung von Hunden und Menschen waren
weitere Gründe zum Rückgang der Natur.
Wie gravierend
der Einfluss biologischer Landwirtschaftspraktiken auf Vogelarten ist, ergaben
umfangreiche Vogelartkartierungen im vergangenen Jahr von BirdsConTour. Zu
Beginn letzten Jahres wurden 73 Vogelarten registriert und ein Jahr später
schon 90 Arten. Die Ergebnisse zeigen wie „landwirtschaftlich sensitiv“ die
Vögel sind und wie rasant die Artenvielfalt binnen einer solch kurzen Zeit (1
Jahr) zur Rückkehr zu einem intakten Habitat ansteigt. Als Erklärung für diese
schnelle Entwicklung in der Artenvielfalt ergab sich, obwohl sich die
Vegetation erst über einige Jahre erholt, das nicht benutzen von Gift und eine
hohe Konzentration Rinder auf Gauchas. Ausschlaggebend bei der hohen
Konzentration Rinder ist die Beweidungsmethode, es gilt folgende Regel: Eine
hohe Konzentration Tiere, auf ein kleines Areal wie möglich, für so kurze Zeit
wie möglich. Mit dieser Praktik findet wegen der Herdendichte auf einen kleinen
Raum die nötige Bodenlockerung, Düngung und Wachstumsstimulierung der
Vegetation statt. Im Anschluss muss dem bearbeiteten Gebiet die nötige Ruhepause
gegeben werden damit wieder Saat keimen und die Vegetation wieder nachwachsen
kann. Durch die Rinder wird also die Funktion der, heute nicht mehr in den
ursprünglich riesengroßen wandernden Herden vorhandener, Wildtiere (Antilope)
ersetzt und dient gleichzeitig als Wirtschaftszweig.
Das Verbannen von
Gift bewirkt dass der Dung biologisch ist und lockt eine große Vielfalt von
Insekten und anderen Tieren an welche wiederum die Vogelvielfalt fördern.
Vögel die sich
auf Farm Gauchas ansiedeln oder sich vorübergehend hier aufhalten, finden
mittlerweile wahrhaft ein Paradies vor. War früher das Nahrungsangebot wegen
einer recht sterilen Natur und vernachlässigter Vegetationsqualität recht
knapp, ist das Futterangebot nun schon einiges reichhaltiger. Dies belegt nicht
nur die zunehmende Artenvielfalt, sondern auch die Populationsdichte der
unterschiedlichen Vogelarten.
Bis das Ziel der
Ursprungsvegetation erreicht ist, dies dauert in diesem ariden Habitat einige
Jahre, profitieren die Wildvögel deutlich erkennbar schon von den direkten
Folgen der biologischen Praktiken.
Auch von der
Umwandlung bestehender und Gestaltung neu errichteter Wasseranlagen als
vogelfreundliche Tränken profitieren die Wildvögel. Tiertränken und
Wasserreservoirs erhalten Trinkinseln von denen Vögel jederzeit den jeweiligen
Wasserstand erreichen können ohne beim Versuch ans köstliche Nass zu gelangen
Gefahr laufen zu ertrinken.
Künstliche
angebrachte Nester ersetzen die früher zerstörten Nistmöglichkeiten und
errichtete Sitzwarten ersetzen die ebenso rücksichtslos gefällten alten großen
Bäume und locken Greifvögel zurück auf diese Farm. Mäuse- und
Schlangenpopulationen werden durch diese Jäger im Gleichgewicht gehalten.
Und als
Entschädigung für das der Natur genommene Land auf dem heutzutage die Wohnungen
errichtet sind wird eine ganzjährige Gartenfütterung für die Vögel geboten.
Naturgemäß werden
verendete Tiere in der Natur liegengelassen damit Aasgeier angelockt werden, schließlich
sind Geier global bedrohte Tiere. Dieser Versuch auch in der Region von Farm
Gauchas die Aasvertilger zur Wiederkehr zu bewegen wird mit der wichtigen
ökologischen Funktion dieser Tiere begründet. Sie bilden mit Abstand die
effektivste und flexibelste Truppe der Aasfresser. Sie sind in der Lage,
täglich riesige Gebiete nach Nahrung abzuscannen und sich rasch in großer Zahl
an Kadavern einzufinden. Sie beseitigen die Kadaver auf höchst hygienische Art
und Viren und Bakterien werden durch die scharfe Magensäure abgetötet und können
sich nicht vermehren und verbreiten. Hierbei muss beachtet werden, dass ein
Geier ein Tierkadaver in der Größe eines Rindes pro Jahr als Nahrungsbasis benötigt.
Kleinere übrig gebliebene Fleischreste nähren dann Milane, Glanzstare, Krähen,
Raben, Schakale und weitere mit profitierende Arten, darunter auch Kerbtiere
und damit Insekten fressende Vögel.
Der schädliche
Einfluss der unnatürlichen Landwirtschaftsmethoden wird mit dieser Untersuchung
neu zu bewerten sein.
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