Sunday, 20 January 2013

049 | WEIDEWIRTSCHAFT UND VOGELLEBEN


49

STEFAN RUST VON BIRDSCONTOUR UNTERSUCHT EINFLUSS VON BIOLOGISCHER FARMWIRTSCHAFT AUF VOGELLEBEN

Vogelschutz auf Farm Gauchas

Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)


Farmeigentümer Argo Rust und das Wildvogel Unternehmen BirdsConTour (Vogelschutz und Vogeltourismus) arbeiten eng zusammen. Ziel ist es, das Habitat der Farm wieder Wildvogelfreundlich zu gestalten. Das ganze findet im Rahmen einer Untersuchung statt – der Einfluss von biologischer Farmwirtschaft auf das Vogelleben.

                                                         Farm Gauchas

Der Süden Namibias ist unter Vogelbeobachtern seit einiger Zeit ein Geheimtipp. Die Lage des Landes, angrenzend an Südafrika, Botswana, Simbabwe, Sambia, Angola und den Atlantik, die gute Infrastruktur und nicht zuletzt der beispiellose Naturschutz führen zur Renaissance des Birdwatching-Tourismus. Die Habitatvielfalt, Feucht-, Wüsten-, Gras-, Wald-, Berg- und Flächengebiete, erzeugt die erstaunliche Vogelvielfalt Namibias. Bei genauerer Betrachtung ist Namibia auch Schauplatz dramatischer ökologischer Veränderungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Vogelwelt. Denn auch in Namibia halt der Druck auf natürliche Lebensräume unerbittlich an, der Wirtschaftswachstum, Landfraß für Straßenbau und Städterweiterungen, unnatürliche Farmereipraktiken und der Klimawandel hinterlassen in den sensiblen Wüsten-Ökosystemen ihre Spuren und es sind alle Vogelarten betroffen.

Ende 2011 konnte Argo Rust eine 2 322 Hektar große Farm zwischen der Kalahari und Namib Wüste im Süden Namibias kaufen. Er strebt danach, diese ziemlich herunter gewirtschaftete Viehfarm mittels biologischer Wirtschaftsmethoden in eine gut produzierende Rinderfarm zu verwandeln.

Steine, Sand, Hitze, karge Vegetation: Der Niederschlag auf Farm Gauchas ist sehr gering, die Temperatur im Sommer nicht selten über 40 Grad; können hier Vögel leben?
Vögel, die hier leben, sind zum Teil hochspezialisierte Wüstenvögel. Die teilweise zerstörte ursprüngliche Vegetation ist artfeindlichen Bewirtschaftungsmethoden zu verschulden. Dies führte zu einem Rückgang in der Weidequalität und zu einer explosionsartigen Vermehrung eines für dieses Gebiet untypischen Busches, erst schleichend und dann plötzlich in rauen Mengen. Weitere Verbuschung hätte, würde nicht eine naturgetreue Beweidungsmethode angewandt werden, dramatische Folgen für die Weide auf Gauchas: Gräser würden immer mehr absterben, und mit ihnen würden noch weitere hochspezialisierte Arten wie der Kronenkiebitz (Crowned lapwing / Vanellus coronatus) verschwinden. Anhaltende Über- und Unterweidung (zu wenig allgemeine Vegetationsstimulierung und Bodenbearbeitung) waren Grund für das teilweise Verschwinden der natürlichen Vegetation und damit der eng mit ihr verbundenen Arten aus diesen Gegenden. Klare Verlierer in Gegenden mit unnatürlich hohem Buschstand sind die bodenbewohnenden und Konkurrenzarten meidenden Lerchen und Flughühner. Der untypisch dichte Busch wirkt als Barriere, der die Bewegungsfreiheit der Vögel einschränkt sowie die für die Flugbalz und das Erkennen von Feinden wichtige weite Sichtbarkeit nimmt.
Direkte Verluste durch Giftgebrauch und unkontrollierte Bewegung von Hunden und Menschen waren weitere Gründe zum Rückgang der Natur.

Wie gravierend der Einfluss biologischer Landwirtschaftspraktiken auf Vogelarten ist, ergaben umfangreiche Vogelartkartierungen im vergangenen Jahr von BirdsConTour. Zu Beginn letzten Jahres wurden 73 Vogelarten registriert und ein Jahr später schon 90 Arten. Die Ergebnisse zeigen wie „landwirtschaftlich sensitiv“ die Vögel sind und wie rasant die Artenvielfalt binnen einer solch kurzen Zeit (1 Jahr) zur Rückkehr zu einem intakten Habitat ansteigt. Als Erklärung für diese schnelle Entwicklung in der Artenvielfalt ergab sich, obwohl sich die Vegetation erst über einige Jahre erholt, das nicht benutzen von Gift und eine hohe Konzentration Rinder auf Gauchas. Ausschlaggebend bei der hohen Konzentration Rinder ist die Beweidungsmethode, es gilt folgende Regel: Eine hohe Konzentration Tiere, auf ein kleines Areal wie möglich, für so kurze Zeit wie möglich. Mit dieser Praktik findet wegen der Herdendichte auf einen kleinen Raum die nötige Bodenlockerung, Düngung und Wachstumsstimulierung der Vegetation statt. Im Anschluss muss dem bearbeiteten Gebiet die nötige Ruhepause gegeben werden damit wieder Saat keimen und die Vegetation wieder nachwachsen kann. Durch die Rinder wird also die Funktion der, heute nicht mehr in den ursprünglich riesengroßen wandernden Herden vorhandener, Wildtiere (Antilope) ersetzt und dient gleichzeitig als Wirtschaftszweig.
Das Verbannen von Gift bewirkt dass der Dung biologisch ist und lockt eine große Vielfalt von Insekten und anderen Tieren an welche wiederum die Vogelvielfalt fördern.

Vögel die sich auf Farm Gauchas ansiedeln oder sich vorübergehend hier aufhalten, finden mittlerweile wahrhaft ein Paradies vor. War früher das Nahrungsangebot wegen einer recht sterilen Natur und vernachlässigter Vegetationsqualität recht knapp, ist das Futterangebot nun schon einiges reichhaltiger. Dies belegt nicht nur die zunehmende Artenvielfalt, sondern auch die Populationsdichte der unterschiedlichen Vogelarten.
Bis das Ziel der Ursprungsvegetation erreicht ist, dies dauert in diesem ariden Habitat einige Jahre, profitieren die Wildvögel deutlich erkennbar schon von den direkten Folgen der biologischen Praktiken.
Auch von der Umwandlung bestehender und Gestaltung neu errichteter Wasseranlagen als vogelfreundliche Tränken profitieren die Wildvögel. Tiertränken und Wasserreservoirs erhalten Trinkinseln von denen Vögel jederzeit den jeweiligen Wasserstand erreichen können ohne beim Versuch ans köstliche Nass zu gelangen Gefahr laufen zu ertrinken.
Künstliche angebrachte Nester ersetzen die früher zerstörten Nistmöglichkeiten und errichtete Sitzwarten ersetzen die ebenso rücksichtslos gefällten alten großen Bäume und locken Greifvögel zurück auf diese Farm. Mäuse- und Schlangenpopulationen werden durch diese Jäger im Gleichgewicht gehalten.
Und als Entschädigung für das der Natur genommene Land auf dem heutzutage die Wohnungen errichtet sind wird eine ganzjährige Gartenfütterung für die Vögel geboten.

Naturgemäß werden verendete Tiere in der Natur liegengelassen damit Aasgeier angelockt werden, schließlich sind Geier global bedrohte Tiere. Dieser Versuch auch in der Region von Farm Gauchas die Aasvertilger zur Wiederkehr zu bewegen wird mit der wichtigen ökologischen Funktion dieser Tiere begründet. Sie bilden mit Abstand die effektivste und flexibelste Truppe der Aasfresser. Sie sind in der Lage, täglich riesige Gebiete nach Nahrung abzuscannen und sich rasch in großer Zahl an Kadavern einzufinden. Sie beseitigen die Kadaver auf höchst hygienische Art und Viren und Bakterien werden durch die scharfe Magensäure abgetötet und können sich nicht vermehren und verbreiten. Hierbei muss beachtet werden, dass ein Geier ein Tierkadaver in der Größe eines Rindes pro Jahr als Nahrungsbasis benötigt. Kleinere übrig gebliebene Fleischreste nähren dann Milane, Glanzstare, Krähen, Raben, Schakale und weitere mit profitierende Arten, darunter auch Kerbtiere und damit Insekten fressende Vögel.

Der schädliche Einfluss der unnatürlichen Landwirtschaftsmethoden wird mit dieser Untersuchung neu zu bewerten sein.

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