Saturday, 12 January 2013

046 | DAMARA SEESCHWALBE, GRUND ZUR TRAUER ?

46
DER DOROB NATIONALPARK, 2010 GRUND ZUR FREUDE, 2013 GRUND ZUR TRAUER

Sinkendes Paradies der Damara Seeschwalbe ? 

Fotos und Text von Stefan Rust 2013 

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust) 

Weit im Westen Namibias, an der Atlantikküste, liegt der 8 118 Quadratkilometer große Dorob Nationalpark. Ungeschützt war dieser trockene Teil der Küste den Launen der Menschen preisgegeben – und wahrscheinlich wäre die Fauna und Flora in diesem Gebiet von Walfischbucht im Süden an der Küste entlang bis zum Skelettküsten Nationalpark im Norden innerhalb weniger Jahre zerstört worden, hätten nicht engagierte Naturschützer dieses Gebiet am 1. Dezember 2010, unter dem Namen Dorob Nationalpark, unter Naturschutz gestellt. 

Seit jeher ist dieser Küstenstreifen ein wichtiger Brutplatz für die seltene Damara Seeschwalbe (Damara Tern / Sterna balaenarum). Nach Aufzeichnungen im Roberts Birds of Southern Africa V11 edition, war ursprünglich die gesamte Küste Namibias Lebensraum dieser Seeschwalbe. Der südlichere Teil des Küstenstreifens wurde ihnen als Lebensraum durch die intensive Diamantenschürfung geraubt. Der Abbau der Sand- und Kiesschicht, häufig bis auf den Fels, und das ins Meer pumpen des feinen Sediments, beeinträchtigt die Nahrungsaufnahme. Bis zur Gründung des Dorob Nationalparks fand in diesem Gebiet unkontrolliertes Allradfahren querfeldein statt, was auch hier den Brutraum dieser Art beeinträchtigte. Ihr benötigter Brutraum befindet sich zwischen 1-5.4 Kilometer vom Meer ins Innland. Dieser Raum kam dem Areal des Freizeitvergnügens des Menschen in die Quere und alle angeführten Faktoren erbrachten die Bedrohung der Damara Seeschwalbe. Weltweit gibt es heute nur noch etwa 6 000 Tiere dieser Art und ganze 98% dieser Brutpopulation befinden sich in Namibia. Damit Namibia nicht Schuld am Aussterben dieser Tierart ist, wurde im Dezember 2010 dieser Dorob Park gegründet. Der Name Dorob bedeutet „trockenes Land“, bezugnehmend auf die spärliche Vegetation in diesem Teil der Namib Wüste. Der Park hat einen Niederschlag von 0-50 mm pro Jahr. 

Mit unvergleichlichem Einsatz schaffte das Ministerium für Umwelt und Tourismus es, die Urlauber an der Küste vom Ziel und von den Vorteilen dieses Parks zu überzeugen. Mittlerweile ist Namibias Bevölkerung stolz darauf, Teil eines Landes zu sein, das weltweit als einziges Land gilt, dessen gesamter Küstenstreifen unter Naturschutz steht. Dank des Dorob Nationalparks besteht seit Jahren endlich Hoffnung auf eine Zunahme der stark bedrohten Damara Seeschwalbenpopulation. 

Die Freude war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits knapp über zwei Jahre nach der „Erlösung der Seeschwalben“ (der Gründung des Parks), kursiert die Kunde ein namibisches Unternehmen habe die erforderliche Zustimmung vom Umweltministerium erhalten, auf einem sich entlang der Küste zwischen Wlotzkasbaken und Jakkalsputz befindendem bis zu 5 000 Hektar großem gebiet, neue Salzfelder anzulegen!
Hier hilft auch das Honig um den Mund schmieren seitens des Unternehmens mittels Versprechungen hoher Zahlen im Bereich der Arbeitsplatzbeschaffung und generieren des Auslandsumsatzes überhaupt gar nichts. Es kann nicht mit rechten Dingen zugehen, dass Namibia diese vorne geleistete mühsame Arbeit zur Gründung und Akzeptanz durch die Bevölkerung hinten mit dem Allerwertesten wieder umstößt, zunichte macht. Zumal die Gründung dieses Parks Namibia Weltruhm einbrachte. 

Die Damara Seeschwalbe gilt als Auslöser zur Gründung dieses Parks und ausgerechnet diesem zu schützenden Tier werden mit dieser Salzproduktionsanlage, sollte es zur Errichtung dieser kommen, 50 Quadratkilometer Lebensraum geraubt. Hierbei gilt zu berücksichtigen, dass sich im zentralen Bereich des Küstenstreifen, also unter anderem auch in diesem zu entwickelndem Gebiet, eine Brutdichte von bis zu 60 Brutpaare (120 Vögel) pro Quadratkilometer befinden kann. Auf diesem Areal von 50 Quadratkilometern (5 000 Hektar) würden somit 6 000 Vögel (120 Vögel x 50 Quadratkilometer), also die gesamte Weltpopulation dieser stark bedrohten Damara Seeschwalbe in Mitleidenschaft gezogen. Es würde also die gesamte Weltpopulation, 6 000 zurzeit noch lebende Damara Seeschwalben, mit diesem Entscheid praktisch über Nacht ausgelöscht werden. 

Wird das Umweltministerium Namibias mit der Genehmigung dieses Projektes das bewusste Aussterben einer in Namibia beheimateten Tierart vor internationaler Anprangerung verantworten können? 

Auf alle Fälle wäre der gute Ruf Namibias als eines der weltweit führenden Länder in Sachen Umwelt hiermit schwer angeschlagen. 

Die Menschheit sollte nie vergessen: Geld ist ersetzbar, Tierarten nicht!

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