Sunday, 14 April 2013

062 | BIRDSCONTOUR IM KAMPF GEGEN VERBUSCHUNG


62
GRASSAVANNEN, WERTVOLLE LEBENSRÄUME VIELER VOGELARTEN

BirdsConTour im Kampf gegen Verbuschung

Fotos und Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)

Durch unnatürliche Bewirtschaftungsmethoden ist der Lebensraum Grassavanne  für die dort brütenden und Nahrung suchenden heimischen Vogelarten in weiten Teilen Namibias fast vollständig entwertet worden. Doch für viele Arten sind nahrungsreiche und sichtfreie Grasflächen der bevorzugte Lebensraum, den sie für einen Fortbestand ihrer Populationen dringend benötigen.

Lebensraum der Strauße schwindet mehr und mehr. Grassavannen wie diese werden wegen unnatürlicher Bewirtschaftung immer seltener.

Häufiges und unnatürlich regelmäßiges Brennen, Abwesenheit der für die Natur notwendigen Tiere, Anwesenheit zu vieler Tiere und die unberücksichtigte erforderliche Erholungsphase der Vegetation sind Faktoren die früher oder später zu einem Rückgang der Grasvegetation führen. Der entblößte Boden bietet der im Boden "lauernden" Buschsaat ideale Keimbedingungen. Der Regen tut den Rest. Die Büsche können ungehindert wachsen, kein dichter Graswuchs nimmt ihnen das Sonnenlicht und die Feuchtigkeit.

Verbuschung (Hintergrund) und Zäune sind vom Menschen verursachte Gefahren für den Strauß

Gepard, ein natürlicher Feind des Straußes Auch für ihn stellt die Verbuschung eine Bedrohung dar.
Grassavannen sind der einzige Lebensraum, in dem der Vogel des Jahres 2013 Namibia - der Südafrikanische Strauß (Common Ostrich / Struthio camelus australis) - noch eine Überlebenschance hat. In dichten Buschgegenden können sich seine Feinde, beispielsweise  Geparden, ungesehen anpirschen. Der Strauß kann diesem schnellsten Landsäugetier nur dann entfliehen, wenn er den Gepard frühzeitig entdeckt und durch Abwesenheit dichter Büsche und wegversperrender Zäune davonlaufen kann. Der Gepard erreicht nur für kurze Zeit eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h, ist also nur ein Kurzstreckensprinter. Der Strauß hingegen ist ein ausdauernder Läufer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und entflieht somit dem Feind wenn er den nötigen Vorsprung hat.

Das immer zahlreicher wuchernde Dorngestrüpp führt zu einem ausweglos erscheinendem Geflecht, das bislang nur Verlierer kennt: eine Savanne, die ihre Bewohner nicht mehr ernähren kann; Wildtiere, die nicht mehr genug Nahrung finden; Farmer, die ihr Nutzvieh verlieren - an Nahrungsknappheit oder Beutegreifer; und schließlich die Grassavannenvögel, die plötzlich von allen Seiten bedroht sind - auf der einen Seite der Futtermangel, auf der anderen Seite die Feinde und dazwischen die Dornbüsche.

Deutlich mehr als ein Zehntel des Landes, etwa 10 bis 12 Millionen Hektar, sind durch Verbuschung kaum noch für Grassavannenvögel, andere Tierbewohner und Landwirtschaft nutzbar.

Jahrelange intensive Beobachtungen  und Aufzeichnungen in den USA, zentral Westeuropa, Ekuador Galapagos und im südlichen Afrika bestätigten Stefan Rust, dass Neuanpassung über Evolution oft Generationen braucht und zuvor viele Arten aussterben. Eine schnelle und gleichzeitig nachhaltige Lösung muss her, um den Lebensraum Grassavanne zu erhalten und zu restaurieren. Mit Rodung und Graswuchs fördernden Wirtschaftsmethoden. Das Roden ist zwar keine Ursachenbehandlung, sondern Symptombehandlung, leistet aber vorerst der Dringlichkeit des Problems Abhilfe. Dafür führt die angepasste Graswuchs fördernde Wirtschaftsmethode als Ursachenbehandlung langfristig zur Zurückgewinnung der ursprünglichen Grassavanne.

Da diese "Zurück zur Natur" Wirtschaftsmethode und ihre positive Auswirkung oft mehrere Jahre bedarf, bis sie auch wirtschaftlich spürbar wird, ist das im Jahre 2000 von Stefan Rust gegründete Unternehmen BirdsConTour (Bird Conservation and Tourism) (Vogelschutz und -tourismus) beschäftigt, Aufklärungsarbeit hinsichtlich dieser Thematik zu leisten und der geradezu invasiven Ausbreitung der Dornbüsche die Stirn zu bieten mit dem Ziel, das ursprüngliche Vegetationsbild zum Erhalt der Grassavannenvögel und anderer Bewohner zurückzuerobern. Auch wird den betroffenen Farmern geholfen, ihr Nutzvieh bekommt allmählich wieder Nahrung.

Eine Riesentrappe unter Straußen, Springbock und Elefant. Viele Grassavannen sind mit Zäunen bespannt mit denen Trappen, wie beispielsweise Riesentrappen, und Strauße öfter kollidieren.

Straußen, Trappen und anderen Arten machen in vielen Gebieten die Zäune zu schaffen. Viele Farmen, oft als Gäste- und oder Wildtierfarmen geführt, aber auch Nutzvieh Betriebe sind bezäunt. Diese Zäune sind dem vom Feind gehetzten Strauß, den fliegenden Trappen und anderen Vögeln tückische Fallen. Eine Alternative zu den Zäunen ist das traditionelle Hüten der Nutztiere. Nicht nur ersetzt das Hüten die Zäune und Vögel und auch bodenlebende Tiere können wieder ungehindert wechseln, sondern es schafft auch dringend benötigte Arbeitsplätze. Auch ist dem Mensch-Tier Konflikt mit dem Hüten geholfen. Die Hirten bewachen das Vieh vor Raubtieren.

BirdsConTour verleiht unter anderem Auszeichnungen an Grundbesitzer, die vogelfreundlich wirtschaften, indem sie beispielsweise zum Erhalt oder zur Renaturierung und Wiederherstellung der Grassavanne beitragen und oder das Hüten der Nutztiere als Zaunersatz praktizieren.

Mit der Umkehr von Dornbusch- zur Grassavanne gibt es dank BirdsConTour Gewinner auf allen Seiten: Grassavannenvögel im südlichen Afrika schauen einer besseren Zukunft entgegen; andere Savannenbewohner erlangen ihren natürlichen Lebensraum zurück; und Farmer haben wieder Futter für ihre Nutztiere. Am Ende des Tunnels erscheint ein Licht.

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