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Die Pflege
eines Findelkindes - anhand eines Beispiels
Didi, der
Diderikkuckuck
Fotos und Text von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Die Wahl,
einen meiner vielen Zöglinge als Beispiel für diesen Bericht zu nehmen, fiel
vor allem deswegen auf Didi, weil er der erste Wildvogel und überhaupt das
erste Tier im Leben meiner Tochter war, mit dem sie eine solch nahe Begegnung
hatte. Gewiss war dieses Pflegeerlebnis von prägender Bedeutung für Leni und
wird auch sie, genau wie ich, Didi nie vergessen.
Didi, das Findelkind
Es vergeht kaum
ein Sommer, ohne dass mir nicht verwaiste Junge heimischer Vögel gebracht
werden, die von irgendwem irgendwo gefunden wurden. Auch in diesem Sommer
erhielt ich ein Findelkind, einen jungen Diderikkuckuck (Diderick Cuckoo / Chrysococcyx
caprius).
Genau wie bei
allen anderen Gelegenheiten überlegte ich auch diesmal, ob ich die Aufzucht
zeitlich überhaupt schaffen würde. Anders als bei der Anschaffung eines
erwachsenen Vogels, braucht ein junger Vogel wesentlich mehr Pflege. Solange er
nicht alleine frisst, muss ich ihn sehr oft füttern. Wenn ich also morgens ins
Büro müsste und erst am Abend wiederkäme, sollte ich die Hände von der
Aufzuchtaktion lassen und zusehen, dass ich das Findelkind schnellstens
anderswo unterbringe.
Falls ein Jungvogel,
in diesem Fall Didi, gefunden wird, bedeutet es noch nicht, dass er verlassen
ist. Meist sind seine Eltern oder Pflegeeltern in der Nähe, vielleicht nur
gerade nicht zu sehen. Das sollte aus einiger Entfernung beobachtet werden.
Kommt innerhalb einer Stunde kein Altvogel zum Füttern, ist der Verdacht, dass
es sich um ein pflegebedürftiges Junges handelt, berechtigt. Hört es nicht auf
nach Futter zu betteln und ist das Kleine kalt, dann ist es höchstwahrscheinlich
verlassen.
Im
Zweifelsfall: Hände weg von Jungvögeln!
Didis Pflegerin
tat genau das Richtige. Nachdem sie ihn von einem Farmer in Pflege bekam, hat
sie erst einmal, um ihn richtig aufziehen zu können, in Erfahrung gebracht
welcher Art er gehört. Sie fragte einen Fachmann.
Didi war als
Findelkind schon flügge und brauchte deswegen als Nesthocker kein Nestersatz.
Ein Nest ließe sich in einem Pappkarton oder Blumentopf mit Heu, Stroh oder
weichen Lappen gut herrichten. Wollfäden und ähnliches sollte nicht verwendet werden,
denn sie bergen Strangulierungs- und Verheddergefahr.
Didi gehört zu
einer Nesthockerart die den Schnabel aufsperren und darauf warten, etwas
hineingesteckt zu bekommen. Diese Art der Fütterung wird Sperren genannt.
Eine an den
Spitzen abgerundete Pinzette ist häufig das richtige Instrument, einem
Jungvogel wie Didi Raupen, Motten und Rohhack immer dann wenn er bettelnd
sperrt, möglichst weit nach hinten in den Schnabel zu stecken, damit es
verschluckt werden kann.
Leni wird Didi als ihr erstes Pflegeerlebnis eines Vogels sicher nie vergessen
Alle Vögel sind
selbständig sobald sie fliegen können und sich ihre Nahrung alleine suchen und
einverleiben können. So war es auch bei Didi.
Fliegen konnte
Didi von einem bestimmten Zeitpunkt an. Etwas schwieriger gestaltete es sich
mit dem Nahrungserwerb. Unter meiner Obhut war er es gewöhnt, sein Futter an
einer bestimmten Stelle zu finden. In Freiheit muss er sein Futter mal hier,
mal dort suchen und finden. Diese Umstellung bedurfte Übung und es galt
folgendes zu beachten:
- Nach Erlangen
seiner Selbständigkeit entwöhnte ich Didi. Ich ließ ihn in größeren Räumlichkeiten
und kümmerte mich möglichst wenig um ihn - versorgte ihn natürlich mit Futter
und Wasser.
- Bevor ich
Didi endgültig in die Freiheit entließ, ließ ich ihn beringen. Er erhielt einen
artgerechten Metallring mit der Beschriftung: Safring Cape Town CV 52581. Der
Ring dient der Forschung und kommt letztendlich in Form des Vogelschutzes den
Tieren zugute. Es kann beispielsweise, sollte Didi irgendwann irgendwo wieder
entdeckt werden, hoffentlich lebend, anhand seiner einmaligen Ringnummer, etwas
mehr über das Zugverhalten und die Zugroute in Erfahrung gebracht werden.
- Der Zeitpunkt
der Freilassung Didis war auch wichtig. Nachdem er Zeit hatte die Umgebung zu
betrachten, entließ ich ihn Anfang März in die Freiheit. Dies ist normalerweise
eine Jahreszeit mit optimalem Nahrungsangebot. Es blieb Didi noch Zeit, sich völlig
an das Freileben zu gewöhnen, bevor er sich auf den Herbstzug begibt.
- Die Wahl des
Freilassungsortes musste auch berücksichtigt werden. Es musste ein Artentsprechender
Ort sein und hierfür bot sich Farm Sonnleiten an.
Gut getarnt genießt Didi die Freiheit
Es wünschen
dir, du prachtvoller und tapferer Didi Diderikkuckuck, auf all deinen Flügen
alles Gute
deine
Teilzeitpfleger Leni (3,5 Jahre) und Stefan (Papa von Leni).
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