Sunday, 5 May 2013

051 | WIEDER WIND UNTER DEN SCHWINGEN


51
FELSENADLER

Wieder Wind unter den Schwingen

Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)


Am 19. Februar dieses Jahres entdeckte der Farmer Karl Giel einen jungen Felsenadler (Verreauxs' Eagle / Aquila verreauxii) im Wasser eines Reservoirs auf Farm Sonnleiten. Er nahm den völlig geschwächten Adler zum Farmhaus und sperrte ihn zur Erholung und Beobachtung über Nacht in einen seiner Hühnerställe. Sofort informierte er das Vogelschutz- und Vogeltourismusunternehmen BirdsConTour.

Früh am nächsten Morgen waren Stefan Rust (BirdsConTour) und Dirk Heinrich (offizieller Beringer von Greifvögeln) auf Farm Sonnleiten zur Begutachtung, Registrierung und Beringung des jungen Adlers.
Obwohl er sich zufolge einer äußerlichen Untersuchung in einer guten Verfassung befand, war er sehr geschwächt. Um den Stresspegel so niedrig wie möglich zu halten, wurde er schnellstmöglich zur weiteren Beobachtung mit zwei Ringen versehen. An einem Bein ein Metallring und am anderen ein aus der Distanz gut erkennbarer gelber Kunststoffring mit der Nummer N083 drauf.

Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei diesem Felsenadler um einen Nachfahren des jahrelang in den auf der Farm befindlichen Bismarckbergen lebenden und dort regelmäßig brütenden Felsenadlerpärchen handelt. Bei dieser Vogelart ist es Brauch, die Jungvögel etwa 120 Tage nach dem Schlüpfen aus dem elterlichen Territorium zu vertreiben. Laut einer Schnittbeobachtung in Namibia legen die meisten Weibchen ihre Eier im Juni. Brutzeit ist ± 45 Tage. Mit der Annahme dies sei ein Nachfahre der Bismarckadler, müssten die Eltern, basiert auf der Tatsache dass er sich an der Stelle seines Unglücks noch im Territorium der Altvögel befand, erst Ende August Anfang September mit der Eiablage begonnen haben.
Dies ist für in Namibia brütende Felsenadler eine recht ungewöhnlich späte Zeit und gibt deswegen Anlass zur Erwägung einer anderen und plausibleren Möglichkeit. Hierbei könne es sich um einen aus einem weiter entfernten Territorium vertriebenen Jungvogel handeln der entweder zufällig oder bewusst in das Revier der Bismarckadler drang und hier beim Versuch das etwa 50cm unterm Reservoirrand befindenden Wasser zu erreichen, hineinfiel. Eine daraus resultierende dursterregende und ermattende Vertreibungsjagd aus dem Gebiet der Altvögel ist auch nicht auszuschließen.

Im gesamten südlichen Afrika gilt der Schutzstatus dieser Art als ungefährdet. In Namibia gelten sie jedoch als bedroht (near threatened). Das ist mitunter mit der geringen Anzahl dieser in diesem Land lebenden Tiere zu erklären. Laut Roberts
Birds of southern Africa leben in Namibia nur 500 – 1 000 Paare. Natürlich wird diese Zahl auch beeinflusst durch die Tatsache dass Namibia im Schnitt ein sehr trockenes Land ist und die Territoriumsgröße von der dortigen Futtermenge abhängt. Selbst in einem futterreichen Gebiet wie dem Waterberg Plateau Park lebt pro 500 Quadratkilometer nur ein Paar.

Vor Stromschlag an Überlandstarkstromleitungen gilt Ertrinken als die Haupttodesursache. Die meisten oben offenen Wasserreservoirs befinden sich auf Farmland und deshalb ist es von äußerster Wichtigkeit dass Farmer sich der Bedrohung der Felsenadler durch Ertrinken bewusst sind. Unter Erkenntnis dieser Gefahr werden Farmer aufgerufen dementsprechend als Felsenadlerschützer aufzutreten indem sie ihre Wasserreservoirs Felsenadlerfreundlich gestalten. Dies lässt sich recht einfach bewerkstelligen indem in das Reservoir am oberen Rand befestigt ein stabiler und verzweigter Ast angebracht wird. Es spricht von selbst dass er eine Länge haben sollte mit der er fast den Boden des Reservoirs erreicht, weil nur dann kann sich der Adler oder irgendein zu ertrinken drohendes Tier, egal wie tief der Wasserstand ist, schwimmend an den Ast retten und herausklettern.

Im Gegenzug helfen die Felsenadler vielen Farmern die in Weidevorratkonkurrenz zum Vieh stehenden Klippschliefer (Rock Hyrax / Procavia capensis) im Zaum zu halten. Dieses Tier vertritt mit 90% die Hauptbeute der Felsenadler.

Der Felsenadler N083 könnte zukünftig womöglich bald in anderen Teilen Namibias, eventuell sogar über Namibias Grenzen hinaus zu sehen sein. Es wurden schon Adler dieser Art bis zu 1 000 km entfernt von ihrem Beringungsort gesichtet.
Über die Meldung einer Sichtung des N083 Adlers wäre BirdsConTour mehr als froh und dankbar.
Stefan Rust ist zu erreichen unter +264 (0)81 129 8415 oder birdscontour@iway.na.

No comments:

Post a Comment