EIN GLÜCKSBRINGER
Rauchschwalbe
Text
von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan
Rust)
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Steckbrief
Namen: Hirundo rustica (Lateinisch) / Barn Swallow (Englisch) /
Europese Swael (Afrikaans)
Familie: Schwalben
Verbreitung: Wintergast auf der südlichen Halbkugel;
Brutvogel in Eurasien,
Nordamerika
und Nordafrika
Lebensraum: Offene Landflächen, häufig in Wassernähe
Größe: 14 cm (18 cm mit verlängerten
Schwanzfedern)
Gefieder: Oberseite glänzend dunkelblau; Unterseite
rahmgelb; blaues Kropfband;
Kehle und Stirn kastanienrot; Geschlechter gleich
Stimme: Kurzes, blubberndes Gezwitscher
Nest: Kein Nestbau in Namibia. In Brutgebiet
offene aus Lehmstückchen bestehende Viertelkugeln an senkrechte Flächen
angeklebt. Mit Federn ausgepolstert.
Brutzeit: Brütet nicht in Namibia. Im Brutgebiet
Februar - April
Nahrung: Überwiegend fliegende Kleininsekten und
Ameisen
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Besonderes
Bevor sie im
Spätsommer in den Süden ziehen, sammeln sie sich in großen Trupps in
Schilfgebieten was, bevor man den Vogelzug verstand, Anlass gab zu glauben,
dass sie im Schlamm überwintern. Einige unterstützten sogar die Theorie dass
die Schwalben auf dem Mond überwintern.
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Die Rauchschwalbe
ist ein Mitglied der Schwalbenfamilie die laut momentanen Erkenntnissen in 89
Arten mit 14 Gattungen unterschieden wird.
Zu erkennen ist
sie an dem bereits beschriebenen Gefieder und am schlanken Körper, den langen,
schmalen und zugespitzten Flügeln sowie den gegabelten Schwänzen. Die äußeren
Schwanzfedern sind zur Zeit des Brutkleides verlängert. Laut einem Widerfund
einer beringten Rauchschwalbe können sie ein Alter von 17 Jahren erreichen.
Diese
überragenden Flugkünstler sind in Namibia wegen ihrer Rolle als Vorboten des
Sommers und als Insektenvertilger ausgesprochene Sympathieträger. Ein bekanntes
Sprichwort erinnert uns an die Rauchschwalbe: Eine Schwalbe macht noch keinen
Sommer. Dieses Sprichwort geht auf zwei in Stuttgart tätige schwäbische
Schneider des 18. Jahrhunderts zurück. Hieronymus Sommer fertigte exzellente,
passgenaue Gehröcke an während seine Konkurrenz, Frau Wiebke Schwalbe und ihr
Mann billige Massenware produzierten. Als sich wieder Qualitätsbewusstsein bei
den Stuttgartern durchsetzte, sagte man: „Eine Schwalbe (Frau Wiebke Schwalbe)
macht noch keinen Sommer (Qualität Gehrock des Herrn Sommer).
Sie verweilen von
September bis April. In Namibia und generell auf der südlichen Halbkugel ist
die Nahrung der Rauchschwalbe im Winter drastisch reduziert, weshalb sie in
nördlicher gelegene Gefilde abwandert. Anders als die meisten Singvögel zieht
die Rauchschwalbe am Tag und in geringer Höhe. Beringte Vögel geben preis, dass
einige Schwalben von Skandinavien bis nach Namibia wandern und dies sogar mit
einer stark geprägten Ortstreue. Von 120 beforschten Rauchschwalben kehrten 68
(56,6 %) nach ihrem Zug zum selbigen Schlafplatz wie im Vorjahr zurück. Bis auf
vier der restlichen übernachteten alle innerhalb eines Umkreises von 100 km des
vorjährig benutzten Schlafplatzes. Die längste bestätigte Flugdistanz lieferte
ein Ringvogel mit 11 358 km von Südafrika bis Russland.
Rauchschwalbenweibchen
bevorzugen bei der Partnerwahl Männchen mit langen Schwanzfedern. Dieser
sexuell induzierte Selektionsdruck fördert über Generationen die
Schwanzfederlänge. Gleichzeitig dienen die verlängerten Außenfedern des
Schwanzes der aerodynamischen Funktionalität. Anhand der Schwanzfederlänge
beurteilt das Weibchen die Vitalität eines Männchens. Testosteron, ein
Steroidhormon, ist für die Immunabwehr zuständig und gleichzeitig für den
Wachstum des Schwanzes. Über die Schwanzfederlänge demonstriert das Männchen
den Zustand seines Immunsystems. Ähnlich verhält es sich mit der Symmetrie
dieser beiden äußeren verlängerten Schwanzfedern.
Die
Überlebensrate der jährlich zwischen 22-44 Millionen aus Westeuropa und den
44-88 Millionen aus Osteuropa und Asien nach Afrika während ihres Südzuges
einreisenden Rauchschwalben ist hauptsächlich von der Regenmenge und der daraus
entspringenden Nahrungsmenge abhängig.
Auch
ungewöhnliche Kaltwetter-, Regen- und Hagelereignisse, Kollisionen mit
Fahrzeugen, Fang von Greifvögel, Marabu und Tigerfischen und Zeckenbefall sind
gravierende Todesursachen.
In Ost-, Zentral-
und Westafrika, also auf voller Zugbreite, verlangen Vogeljäger im wahrsten
Sinne des Wortes ihren Zoll. Doch diesen Zoll zahlt der Sympathieträger leider
mit seinem Leben. Ist dies der Dank dafür, dass diese Millionen Rauchschwalben
uns die Insektenplagen vom Leibe halten?
Es ist traurig,
dass die Ehrfurcht vor dem Leben der Tiere immer mehr verloren geht. Ein altes
spanisches Sprichwort lautet: „Wer eine Schwalbe tötet, wird seine Mutter
umbringen“.
Bis vor einem
halben Jahrhundert waren Rauchschwalben, früher auch Stallschwalben genannt, in
Europa regelrechte Haustiere, die in Bauern- und Wohnhäusern in Fluren, Wohn-
und Schlafzimmern brüteten. Seit Jahrhunderten hieß es in Deutschland, ein
Schwalbennest am Haus bringe Glück und Segen, und nur ein schlechter Mensch sei
fähig, es zu zerstören.
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