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STOLZER GEWINNER: VOGEL DES JAHRES 2014
Riesentrappe
Text von Stefan
Rust
Fotos von Stefan
Rust und Birgit Leicher
2014
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Männchen der
Riesentrappe Ardeotis kori kori
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Steckbrief
Namen: Ardeotis kori kori (Lateinisch) / Kori Bustard (Englisch) /
Gompou (Afrikaans)
Familie: Trappen - Otidae
Verbreitung: Afrika, Ost und Süd
Lebensraum: Trockenes, ebenes und hügeliges Grasland
Größe: Männchen 135 cm, Weibchen 113 cm
Gefieder: Sie wirken recht unscheinbar grau und
braun.
Stimme: Die Männchen bringen während der Balzzeit
dumpfe dunkle Rufe hervor.
Nest: Eine einfache, spärlich ausgepolsterte
Bodenmulde.
Brutzeit: Oktober - Februar
Nahrung: Beere, Samen und Kleintiere.
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Flaggschiff
für den Erhalt der Grassavannen
Auf den Strauss
als Vogel des Jahres 2013, erstmalig eingeleitet in Namibia, folgt dieses Jahr
die wesentlich kleinere Riesentrappe (Ardeotis kori kori). Und im Gegensatz zum häufigen Strauss,
einige tausend, sieht es mit dem Bestand der Riesentrappe in Namibia schon
etwas anders aus. Obwohl Namibia und Botswana im südlichen Afrika noch als
Hochburgen dieser Art gelten, trifft man sie hauptsächlich nur in geschützten
Gebieten an. In Namibia leben im Etosha Nationalpark mit einer Größe von 22 912
Quadratkilometer etwa 1 000-2 000 Vögel dieser Art. In Südafrika gilt die
Riesentrappe bereits als eine gefährdete Art.
Dass die
Riesentrappe auch in Namibia überwiegend in geschützten Gebieten lebt, hängt
insbesondere mit dem Verlust ihres Lebensraumes zusammen. Dieses Zeugnis
erschrickt, gibt und gab es doch in Namibia auch außerhalb von geschützten
Bereichen viele und große Gebiete die seinen Lebensraumansprüchen entsprechen
und vor allem entsprachen. Umfangreiche Flächen mit Graswuchs wurden bereits
vor über 1 000 Jahren und werden heutzutage immer noch durch ungünstige
Bewirtschaftungen zerstört. Graswuchs wird benachteiligt und Buschwuchs gefördert
und damit verschwand großflächig der Lebensraum dieses wunderschönen
Trappenvogels – ein Prozess, der sich immer noch intensiv fortsetzt.
Verbuschung im südlichen Afrika bezeichnet den vom Menschen geforderten Prozess
der Ausbreitung von Büschen und Bäumen in Grassavannen. Durch unnatürliche
Bodenbearbeitung und Beweidung der Grassavannen wurde und wird der Grasbewuchs
verdrängt und somit ist der Konkurrent der Büsche und Bäume entfernt und dem
ungezügelten Wuchs derer steht nichts mehr im Wege und Dornsavannen ersetzen
die ursprünglichen Grassavannen. Vernünftige Mittelwege zwischen Nutzung der
Natur und deren Schutz liefert BirdsConTour.
Hinzu kommt dass
Riesentrappen mit einer maximum Größe von 130 cm und einem Gewicht, je nach
Geschlecht, von 6-19 kg, somit einer der schwersten flugfähigen Vögel, sehr
scheue Vögel sind, die eine große Fluchtdistanz benötigen und daher sehr
sensibel auf Störungen reagieren. In Namibia nicht anders als in anderen
Gebieten unseres Planeten, stellt die sich ständig multiplizierende Bevölkerung
die Natur vor gravierende Herausforderungen. Auch in Namibia hat sich der
Tourismus in den letzten Jahren verändert, immer mehr Veranstalter entdecken
dies Paradies und auch möchte jedes Unternehmen ihren Kunden mehr bieten als die
Konkurrenz, so muss auf einen nachaltigen Tourismus gesetzt werden. Es gilt für
alle im Tourismus und Naturschutz beteiligte Personen dafür zu sorgen, dass
sich alle an die Spielregeln halten, dass die Tour-Veranstalter nur dort
fahren, wo es erlaubt ist, dass die nötige Distanz zu diesen scheuen Vögeln
(Tiere allgemein) berücksichtigt wird und nur an genehmigten und ausgewiesenen
Stellen ausgestiegen und bewegt wird. Sich für das Fazit Qualitätstourismus,
Mensch und Tier gemeinsam, zu verpflichten ist unser Ziel. Ansonsten lautet die
Alternative: Entweder die Tiere oder wir (Mensch).
Dafür, dass der
Bestand dieser Riesentrappe, die innerhalb der Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes) zur Familie der Trappen (Otididae) gehört und in Namibia noch nicht als gefährdete
Art gilt, auch weiterhin stabil bleibt, müssen heute die Weichen gestellt
werden. Auf den Schutz, Erhalt und Zurückeroberung ursprünglicher Grassavannen
aufmerksam zu machen, hat BirdsConTour die Riesentrappe als Vogel des Jahres
2014 und zugleich als Symbol und Flaggschiff hierfür gewählt.
Weibchen der Riesentrappe Ardeotis kori kori
Die Größte
Diese größte Art
der Trappenfamilie ist für die offenen Weiten Namibias das, was Kraniche in den
Sumpfgebieten Deutschlands sind: langlebige Vögel einer uralten Stammlinie, die
eine beachtliche Größe und ein beachtliches Gewicht erreichen, aber dennoch
weiterhin flugfähig sind. Unter den Vögeln bedeutet dies ein Ausdruck höchster
Anpassung an stabile Lebensräume. Gerade deswegen zählen sie traurigerweise,
ebenso wie die Kraniche, zu den Ersten, die darunter leiden, wenn ihre
Lebensräume vom Menschen gestört werden.
Wie fast alle
anderen Trappenarten ist die Riesentrappe langhalsig und langbeinig mit einem
robusten Körper. Anders als die meisten Vögel hat sie weder eine Hinterzehe
noch eine Bürzeldrüse. Wahrscheinlich sind diese Einsparungen ebenso wie die
Tarnfärbung Anpassungen an die trockene offene Landschaft, in der sie leben.
Hinterzehen werden von Vögeln die auf Bäumen sitzen benötigt und das Öl der
Bürzeldrüse wird zur Imprägnierung des Gefieders genutzt. Als langsamer,
nervöser und aufmerksamer Läufer versteckt sie sich beim ersten Anzeichen einer
Gefahr in der Deckung oder sie fliegt mit tiefen, kraftvollen Flügelschlägen
überraschend schnell davon.
Die Riesentrappe
hat sich innerhalb Afrikas in zwei getrennten Gebieten entwickelt: vom Sambesi
südwestlich bis zum Kap, das ist die hier behandelte Riesentrappe Ardeoti
kori kori und vom Nil bis
zum Horn von Afrika, die Riesentrappe Ardeotis kori struthiunculus.
Ihre Nahrung
besteht aus Wirbellosen, kleinen Wirbeltieren und Insekten wie etwa
Heuschrecken, die meist am Boden oder von Pflanzen gepickt werden. Teilweise
sammeln sie sich bei Heuschreckenschwärmen oder Bränden, um flüchtende Tiere zu
fangen. Sie fressen auch pflanzliche Nahrung, insbesondere Kautschuksaft der
aus Akazienbäumen sickert. Hieraus stammt die Afrikaanse Bezeichnung „Gompou“
(Klebepfau). Früher wurde Kautschuk zur Herstellung von Klebe (Gom) benutzt.
Die meiste benötigte Flüssigkeit wird über die Nahrung aufgenommen aber in wenn
dies nicht ausreicht, trinkt sie auch Wasser. Sie ist eine der wenigen Vögel,
die wie Tauben, Flughühner und Laufhühnchen Wasser saugen, anstatt das Wasser
mit ihrem Schnabel zu schöpfen und dann den Kopf zu heben, um es zu schlucken.
Die Männchen der
Riesentrappe legen bemerkenswert spektakuläre Balzschauspiele an den Tag. Er
bläst seinen Hals wie einen Ballon auf, richtet seinen Schwanz nach vorn über
den Rücken und streckt seine Flügel nach unten. Mit dieser verwandelten Haltung
mit dem fast ausschließlich weiß erscheinenden Hals ist das Männchen über eine
große Entfernung zu sehen und lockt paarungsbereite Weibchen an.
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