Tuesday, 16 May 2017

183 | VOGEL DES JAHRES 2014 - RIESENTRAPPE

183


STOLZER GEWINNER: VOGEL DES JAHRES 2014

Riesentrappe

Text von Stefan Rust
Fotos von Stefan Rust und Birgit Leicher
2014

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)

                                                   Männchen der Riesentrappe Ardeotis kori kori

6   6   6
Steckbrief

Namen: Ardeotis kori kori (Lateinisch) / Kori Bustard (Englisch) / Gompou (Afrikaans)

Familie: Trappen - Otidae

Verbreitung: Afrika, Ost und Süd

Lebensraum: Trockenes, ebenes und hügeliges Grasland

Größe: Männchen 135 cm, Weibchen 113 cm

Gefieder: Sie wirken recht unscheinbar grau und braun.

Stimme: Die Männchen bringen während der Balzzeit dumpfe dunkle Rufe hervor.

Nest: Eine einfache, spärlich ausgepolsterte Bodenmulde.

Brutzeit: Oktober - Februar

Nahrung: Beere, Samen und Kleintiere.

6   6   6

Flaggschiff für den Erhalt der Grassavannen

Auf den Strauss als Vogel des Jahres 2013, erstmalig eingeleitet in Namibia, folgt dieses Jahr die wesentlich kleinere Riesentrappe (Ardeotis kori kori). Und im Gegensatz zum häufigen Strauss, einige tausend, sieht es mit dem Bestand der Riesentrappe in Namibia schon etwas anders aus. Obwohl Namibia und Botswana im südlichen Afrika noch als Hochburgen dieser Art gelten, trifft man sie hauptsächlich nur in geschützten Gebieten an. In Namibia leben im Etosha Nationalpark mit einer Größe von 22 912 Quadratkilometer etwa 1 000-2 000 Vögel dieser Art. In Südafrika gilt die Riesentrappe bereits als eine gefährdete Art.
Dass die Riesentrappe auch in Namibia überwiegend in geschützten Gebieten lebt, hängt insbesondere mit dem Verlust ihres Lebensraumes zusammen. Dieses Zeugnis erschrickt, gibt und gab es doch in Namibia auch außerhalb von geschützten Bereichen viele und große Gebiete die seinen Lebensraumansprüchen entsprechen und vor allem entsprachen. Umfangreiche Flächen mit Graswuchs wurden bereits vor über 1 000 Jahren und werden heutzutage immer noch durch ungünstige Bewirtschaftungen zerstört. Graswuchs wird benachteiligt und Buschwuchs gefördert und damit verschwand großflächig der Lebensraum dieses wunderschönen Trappenvogels – ein Prozess, der sich immer noch intensiv fortsetzt. Verbuschung im südlichen Afrika bezeichnet den vom Menschen geforderten Prozess der Ausbreitung von Büschen und Bäumen in Grassavannen. Durch unnatürliche Bodenbearbeitung und Beweidung der Grassavannen wurde und wird der Grasbewuchs verdrängt und somit ist der Konkurrent der Büsche und Bäume entfernt und dem ungezügelten Wuchs derer steht nichts mehr im Wege und Dornsavannen ersetzen die ursprünglichen Grassavannen. Vernünftige Mittelwege zwischen Nutzung der Natur und deren Schutz liefert BirdsConTour.
Hinzu kommt dass Riesentrappen mit einer maximum Größe von 130 cm und einem Gewicht, je nach Geschlecht, von 6-19 kg, somit einer der schwersten flugfähigen Vögel, sehr scheue Vögel sind, die eine große Fluchtdistanz benötigen und daher sehr sensibel auf Störungen reagieren. In Namibia nicht anders als in anderen Gebieten unseres Planeten, stellt die sich ständig multiplizierende Bevölkerung die Natur vor gravierende Herausforderungen. Auch in Namibia hat sich der Tourismus in den letzten Jahren verändert, immer mehr Veranstalter entdecken dies Paradies und auch möchte jedes Unternehmen ihren Kunden mehr bieten als die Konkurrenz, so muss auf einen nachaltigen Tourismus gesetzt werden. Es gilt für alle im Tourismus und Naturschutz beteiligte Personen dafür zu sorgen, dass sich alle an die Spielregeln halten, dass die Tour-Veranstalter nur dort fahren, wo es erlaubt ist, dass die nötige Distanz zu diesen scheuen Vögeln (Tiere allgemein) berücksichtigt wird und nur an genehmigten und ausgewiesenen Stellen ausgestiegen und bewegt wird. Sich für das Fazit Qualitätstourismus, Mensch und Tier gemeinsam, zu verpflichten ist unser Ziel. Ansonsten lautet die Alternative: Entweder die Tiere oder wir (Mensch).

Dafür, dass der Bestand dieser Riesentrappe, die innerhalb der Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes) zur Familie der Trappen (Otididae) gehört und in Namibia noch nicht als gefährdete Art gilt, auch weiterhin stabil bleibt, müssen heute die Weichen gestellt werden. Auf den Schutz, Erhalt und Zurückeroberung ursprünglicher Grassavannen aufmerksam zu machen, hat BirdsConTour die Riesentrappe als Vogel des Jahres 2014 und zugleich als Symbol und Flaggschiff hierfür gewählt.

Weibchen der Riesentrappe Ardeotis kori kori

Die Größte

Diese größte Art der Trappenfamilie ist für die offenen Weiten Namibias das, was Kraniche in den Sumpfgebieten Deutschlands sind: langlebige Vögel einer uralten Stammlinie, die eine beachtliche Größe und ein beachtliches Gewicht erreichen, aber dennoch weiterhin flugfähig sind. Unter den Vögeln bedeutet dies ein Ausdruck höchster Anpassung an stabile Lebensräume. Gerade deswegen zählen sie traurigerweise, ebenso wie die Kraniche, zu den Ersten, die darunter leiden, wenn ihre Lebensräume vom Menschen gestört werden.
Wie fast alle anderen Trappenarten ist die Riesentrappe langhalsig und langbeinig mit einem robusten Körper. Anders als die meisten Vögel hat sie weder eine Hinterzehe noch eine Bürzeldrüse. Wahrscheinlich sind diese Einsparungen ebenso wie die Tarnfärbung Anpassungen an die trockene offene Landschaft, in der sie leben. Hinterzehen werden von Vögeln die auf Bäumen sitzen benötigt und das Öl der Bürzeldrüse wird zur Imprägnierung des Gefieders genutzt. Als langsamer, nervöser und aufmerksamer Läufer versteckt sie sich beim ersten Anzeichen einer Gefahr in der Deckung oder sie fliegt mit tiefen, kraftvollen Flügelschlägen überraschend schnell davon.
Die Riesentrappe hat sich innerhalb Afrikas in zwei getrennten Gebieten entwickelt: vom Sambesi südwestlich bis zum Kap, das ist die hier behandelte Riesentrappe Ardeoti kori kori und vom Nil bis zum Horn von Afrika, die Riesentrappe Ardeotis kori struthiunculus.
Ihre Nahrung besteht aus Wirbellosen, kleinen Wirbeltieren und Insekten wie etwa Heuschrecken, die meist am Boden oder von Pflanzen gepickt werden. Teilweise sammeln sie sich bei Heuschreckenschwärmen oder Bränden, um flüchtende Tiere zu fangen. Sie fressen auch pflanzliche Nahrung, insbesondere Kautschuksaft der aus Akazienbäumen sickert. Hieraus stammt die Afrikaanse Bezeichnung „Gompou“ (Klebepfau). Früher wurde Kautschuk zur Herstellung von Klebe (Gom) benutzt. Die meiste benötigte Flüssigkeit wird über die Nahrung aufgenommen aber in wenn dies nicht ausreicht, trinkt sie auch Wasser. Sie ist eine der wenigen Vögel, die wie Tauben, Flughühner und Laufhühnchen Wasser saugen, anstatt das Wasser mit ihrem Schnabel zu schöpfen und dann den Kopf zu heben, um es zu schlucken.
Die Männchen der Riesentrappe legen bemerkenswert spektakuläre Balzschauspiele an den Tag. Er bläst seinen Hals wie einen Ballon auf, richtet seinen Schwanz nach vorn über den Rücken und streckt seine Flügel nach unten. Mit dieser verwandelten Haltung mit dem fast ausschließlich weiß erscheinenden Hals ist das Männchen über eine große Entfernung zu sehen und lockt paarungsbereite Weibchen an.

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