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VOGEL DES JAHRES
2013 IN NAMIBIA
Sorge um den Südafrikanischen Strauß
Fotos und Text von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Heute leben
Strauße nur noch in Afrika. Der Arabische Strauß ist seit Mitte des 20.
Jahrhunderts ausgestorben. Der Genpool des Südafrikanischen Strauß ist durch
Kreuzungen mit dem Nordafrikanischen Strauß gefährdet.
Stefan Rust
von BirdsConTour gibt einen Lagebericht.
Der Strauß
(Common Ostrich / Struthio camelus) gehört zur Klasse der Vögel (Aves), zur Ordnung der Struthioniformes und zur Familie der Struthionidae.
Seitdem der in
Arabien lebende Strauß (Struthio camelus syriacus) Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben ist,
gibt es den Strauß (Struthio camelus) nur noch in Afrika. Dieser wird in vier
Unterarten unterschieden: Der Nordafrikanische Strauß (Struthio camelus
camelus) hat einen
rosafarbenen Hals und bewohnt die südliche Sahara, der blauhalsige Somalistrauß
(Struthio camelus molybdophanes) beansprucht das Horn von Afrika, im Anschluss findet man in Ostafrika den
rosahalsigen Massaistrauß (Struthio camelus massaicus) und der wiederum blauhalsige
Südafrikanische Strauß (Struthio camelus australis) besetzt das Gebiet südlich des Sambesi.
Mittels großer, leistungsstarker
Augen am Kopf eines langen beweglichen Halses erlaubt die Evolution diesem etwa
2,5 Meter hohen Vogel, Gefahren wie Löwen, Leoparden und Geparden frühzeitig zu
erkennen. Wie eine Rennmaschine flieht er. Er kann seinen 115 Kilogramm schweren
Körper vom Stand binnen 1,5 bis 2 Sekunden auf 60 Kilometer
Stundengeschwindigkeit beschleunigen und 80 bis 100 km/Stunde für lange
Strecken halten. Diese Geschwindigkeit erreicht er vor allem Dank des geringen
Kontakts zwischen Fuß und Erdboden – er hat nur zwei Zehen an jedem der beiden
Füße. Der jeweils größere dieser beiden Zehen trägt das ganze Körpergewicht.
Der Strauß in der
Geschichte
Bereits die seit
etwa 20 000 Jahren im südlichen Afrika lebenden Khoisan (früher als Buschmänner
und Hottentotten bezeichnet) bejagten dieses schnellste zweibeinige Lebewesen
wegen seines Fleisches, seiner Haut, ihrer Federn, Knochen und Eier. Die
sorgfältig geleerten Eier wurden als Wasserbehälter benutzt. Zum Verzehr wurde
das Ei angebohrt, über offenem Feuer erhitzt und dann wurde der Inhalt mit
einem dünnen Stock gerührt.
Auch der
Nordafrikanische Strauß ist dem Menschen schon lange bekannt. Die bezeugt eine
etwa 5 500 vor Christus geschaffene Felszeichnung in der Sahara.
Schon die
Altägypter kannten den Wert der Straußenfedern und es war die Feder die das
Weltinteresse auf diesen größten aller Vögel lenkte. Wegen ihrer Symmetrie
wählten die Ägypter die Straußenfeder zum Symbol der Wahrheit und
Gerechtigkeit. Der Kiel bildet die Mitte einer Feder.
Weniger an der Feder
interessiert waren die Römer. Deren Kaiser führten die Strauße den gaffenden
Volksmassen vor, spannten sie vor Kriegswagen und boten Straußenhirn bei
Festmählern als Delikatesse an.
Europa erreichten
die prächtigen Schmuckfedern erst als die Kreuzritter sie von ihren Kreuzzügen
mitbrachten. Zur ausschlaggebenden Bekanntmachung trug der Schwarze Prinz bei.
Er wählte drei Straußenfedern zum Wappensymbol des Prinzen von Wales.
Eine Zukunft in
der Landwirtschaft des südlichen Afrikas
Das Männchen (zweite von links) ist schwarz mit weißen Handschwingen und weißen Schwanzfedern, bei einigen Unterarten hellbraun. Das Weibchen (rechts) ist graubraun.
Der
südafrikanische Farmer Arthur Douglass entwickelte bereits im Jahr 1869 den
ersten Straußenei Brutkasten. Die war der Beginn der Straußenzucht und führte
zu einer lukrativen Industrie. Wo Farmer an der Kapküste und in der Karoo im
Jahre 1865 insgesamt nur 80 Brutvögel hielten, waren es zehn Jahre später
(1875) bereits 32 247 Brutvögel.
In dem
fruchtbaren Gebiet von Oudtshoorn in der Kleinen Karoo wurde um 1870
erfolgreich Luzerne als wertvolles Aufzuchtfutter für Straußenküken angepflanzt
und führte dazu dass Oudtshoorn zum Zentrum der Straußenzucht wurde.
Trotz großer
Herausforderungen wie die schwere Krise von 1894-1899 wegen einer
Überproduktion der Federn, des Rückschlags durch den Burenkrieg 1999-1902, des
Weltkriegs von 1914-1918, eines Trendwechsels in der Mode im Jahre 1920 und des
Sturzes der Federpreise wegen der Weltwirtschaftskrise 1925-1935, hat die
Straußenindustrie im südlichen Afrika bis heute überlebt.
Viele Strauße
werden heute in Namibia, Südafrika, Botswana und Zimbabwe auf Farmen gehalten
und der Strauß gilt als wertvoll weil kein Teil des Tieres verschwendet wird.
Straußenfedern werden als Schmuck und zur Herstellung von Staubwedeln benutzt.
Straußenfleisch erfreut sich großer Beliebtheit. Häute werden zu Handtaschen,
Geldbörsen, Handschuhen und anderen feinen Lederwaren verarbeitet. Früher wurde
das Fett zum Einfetten verwendet, heutzutage wird daraus Seife hergestellt.
Eier dienen als Nahrung. Aus Eierschale und deren stücken wird Schmuck oder
sonstige Souvenirs hergestellt und aus Knochen wird Knochenmehl als
hervorragender Naturdünger produziert.
Sorge um den
Vogel des Jahres
Hohe
Beutegreiferdichte, stark zunehmende Verbuschung die dem Beutegreifer das
Anpirschen erleichtert und dem Strauß die Sicht und den Fluchtweg versperrt,
Verlust des Bruthabitats durch Verbuschung, das Eindringen des Menschen in ihre
Lebensräume, gedankenlose Jagd und menschliche Aktivitäten in der Nähe der
Gelege führen den im südlichen Afrika vertretenen Südafrikanischen Strauß ins
Bedrängnis.
Aber mit etwa 60
000 Vögel in Botswana, ± 16 500 in Südafrika und „zehntausenden“ (keine
genaueren Zahlen erhältlich) wild lebenden Vögel in Namibia gilt der Strauß
nicht als bedroht.
Eine kleine
geheime Expedition südafrikanischer Straußenzüchter mit Beteiligung der
Gebrüder Rosenthal, schiffte nach langem Suchen 148 Vögel der Nordafrikanischen
Straußenrasse des Barbary Typus in abgelegenen Gebieten Nord Nigerias
eingekauft, von Lagos nach Kapstadt. Ziel der Bemühungen war, die Federn der
hiesigen Straußenunterart zu verbessern. Bis zu diesem Zeitpunkt lieferte die
Feder der Nordafrikanischen Straußenart mit ihrem dichten „doppelten“ Flaum die
bessere Qualität. Diese 148 Nordafrikanischen Strauße wurden mit dem
Südafrikanischen Strauß auf Farmen gekreuzt und sicherten der Federindustrie
des südlichen Afrika auf Jahre hinaus einen Vorsprung.
Während dieser
langen Zeit der Straußenzucht gab es unweigerlich so genannte
„Zuchtflüchtlinge“ oder kam es aus unterschiedlichen Gründen zum bewussten
Aussetzen und/oder Auswildern gewisser gekreuzter Zuchttiere.
Heute ist davon
auszugehen, dass einige der im südlichen Afrika, einschließlich Namibia, auf
freier Wildbahn vorkommender Strauße eine Mischform aus der Nord- und
Südafrikanischen Unterart ist. Nach ihrer phänotypischen Erscheinung könnten
diese Vögel nach ihren Genen als Strauß vom „...-Typ“ benannt werden. Ihre
Unterart wird jedoch äußerlich nicht mehr eindeutig festzustellen sein.
In wiefern die im
südlichen Afrika und für unsere Zwecke insbesondere die in Namibia lebenden
Strauße noch reine Vögel der Unterart Struthio camelus australis sind, könnte nur eine bisher noch nicht
stattgefundene Untersuchung ans Licht bringen.
Es wäre
vorstellbar, dass zum Beispiel die sich im 1907 gegründeten Etosha National Park
befindenden isolierten Strauße noch reine Südafrikanische Strauße sind.
Um Aufmerksamkeit
auf diese Unklarheit und die oben aufgeführten Bedrohungen des Straußes zu
lenken, hat BirdsConTour mit dem Ziel, Vögel und ihre Lebensräume zu bewahren,
den Südafrikanischen Strauß als Vogel des Jahres in Namibia gekürt und somit
erstmalig für Namibia das Projekt Vogel des Jahres ins Leben gerufen.
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