Friday, 8 March 2013

055 | DIDI, DER DIDERIKKUCKUCK


55
Die Pflege eines Findelkindes - anhand eines Beispiels                                     

Didi, der Diderikkuckuck

Fotos und Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)

Die Wahl, einen meiner vielen Zöglinge als Beispiel für diesen Bericht zu nehmen, fiel vor allem deswegen auf Didi, weil er der erste Wildvogel und überhaupt das erste Tier im Leben meiner Tochter war, mit dem sie eine solch nahe Begegnung hatte. Gewiss war dieses Pflegeerlebnis von prägender Bedeutung für Leni und wird auch sie, genau wie ich, Didi nie vergessen.

                                                               Didi, das Findelkind

Es vergeht kaum ein Sommer, ohne dass mir nicht verwaiste Junge heimischer Vögel gebracht werden, die von irgendwem irgendwo gefunden wurden. Auch in diesem Sommer erhielt ich ein Findelkind, einen jungen Diderikkuckuck (Diderick Cuckoo / Chrysococcyx caprius).                      

Genau wie bei allen anderen Gelegenheiten überlegte ich auch diesmal, ob ich die Aufzucht zeitlich überhaupt schaffen würde. Anders als bei der Anschaffung eines erwachsenen Vogels, braucht ein junger Vogel wesentlich mehr Pflege. Solange er nicht alleine frisst, muss ich ihn sehr oft füttern. Wenn ich also morgens ins Büro müsste und erst am Abend wiederkäme, sollte ich die Hände von der Aufzuchtaktion lassen und zusehen, dass ich das Findelkind schnellstens anderswo unterbringe.                                                

Falls ein Jungvogel, in diesem Fall Didi, gefunden wird, bedeutet es noch nicht, dass er verlassen ist. Meist sind seine Eltern oder Pflegeeltern in der Nähe, vielleicht nur gerade nicht zu sehen. Das sollte aus einiger Entfernung beobachtet werden. Kommt innerhalb einer Stunde kein Altvogel zum Füttern, ist der Verdacht, dass es sich um ein pflegebedürftiges Junges handelt, berechtigt. Hört es nicht auf nach Futter zu betteln und ist das Kleine kalt, dann ist es höchstwahrscheinlich verlassen.
Im Zweifelsfall: Hände weg von Jungvögeln!

Didis Pflegerin tat genau das Richtige. Nachdem sie ihn von einem Farmer in Pflege bekam, hat sie erst einmal, um ihn richtig aufziehen zu können, in Erfahrung gebracht welcher Art er gehört. Sie fragte einen Fachmann.

Didi war als Findelkind schon flügge und brauchte deswegen als Nesthocker kein Nestersatz. Ein Nest ließe sich in einem Pappkarton oder Blumentopf mit Heu, Stroh oder weichen Lappen gut herrichten. Wollfäden und ähnliches sollte nicht verwendet werden, denn sie bergen Strangulierungs- und Verheddergefahr.

Didi gehört zu einer Nesthockerart die den Schnabel aufsperren und darauf warten, etwas hineingesteckt zu bekommen. Diese Art der Fütterung wird Sperren genannt.
Eine an den Spitzen abgerundete Pinzette ist häufig  das richtige Instrument, einem Jungvogel wie Didi Raupen, Motten und Rohhack immer dann wenn er bettelnd sperrt, möglichst weit nach hinten in den Schnabel zu stecken, damit es verschluckt werden kann.

Leni wird Didi als ihr erstes Pflegeerlebnis eines Vogels sicher nie vergessen

Alle Vögel sind selbständig sobald sie fliegen können und sich ihre Nahrung alleine suchen und einverleiben können. So war es auch bei Didi.
Fliegen konnte Didi von einem bestimmten Zeitpunkt an. Etwas schwieriger gestaltete es sich mit dem Nahrungserwerb. Unter meiner Obhut war er es gewöhnt, sein Futter an einer bestimmten Stelle zu finden. In Freiheit muss er sein Futter mal hier, mal dort suchen und finden. Diese Umstellung bedurfte Übung und es galt folgendes zu beachten:
- Nach Erlangen seiner Selbständigkeit entwöhnte ich Didi. Ich ließ ihn in größeren Räumlichkeiten und kümmerte mich möglichst wenig um ihn - versorgte ihn natürlich mit Futter und Wasser.
- Bevor ich Didi endgültig in die Freiheit entließ, ließ ich ihn beringen. Er erhielt einen artgerechten Metallring mit der Beschriftung: Safring Cape Town CV 52581. Der Ring dient der Forschung und kommt letztendlich in Form des Vogelschutzes den Tieren zugute. Es kann beispielsweise, sollte Didi irgendwann irgendwo wieder entdeckt werden, hoffentlich lebend, anhand seiner einmaligen Ringnummer, etwas mehr über das Zugverhalten und die Zugroute in Erfahrung gebracht werden.
- Der Zeitpunkt der Freilassung Didis war auch wichtig. Nachdem er Zeit hatte die Umgebung zu betrachten, entließ ich ihn Anfang März in die Freiheit. Dies ist normalerweise eine Jahreszeit mit optimalem Nahrungsangebot. Es blieb Didi noch Zeit, sich völlig an das Freileben zu gewöhnen, bevor er sich auf den Herbstzug begibt.
- Die Wahl des Freilassungsortes musste auch berücksichtigt werden. Es musste ein Artentsprechender Ort sein und hierfür bot sich Farm Sonnleiten an.

                                                               Gut getarnt genießt Didi die Freiheit

Es wünschen dir, du prachtvoller und tapferer Didi Diderikkuckuck, auf all deinen Flügen alles Gute

deine Teilzeitpfleger Leni (3,5 Jahre) und Stefan (Papa von Leni).

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