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FELSENADLER
FELSENADLER
Wieder Wind unter den
Schwingen
Text von Stefan Rust
2013
(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to
Stefan Rust)
Am 19. Februar
dieses Jahres entdeckte der Farmer Karl Giel einen jungen Felsenadler (Verreauxs' Eagle / Aquila verreauxii) im Wasser
eines Reservoirs auf Farm Sonnleiten. Er nahm den völlig geschwächten Adler zum
Farmhaus und sperrte ihn zur Erholung und Beobachtung über Nacht in einen
seiner Hühnerställe. Sofort informierte er das Vogelschutz- und
Vogeltourismusunternehmen BirdsConTour.
Früh am nächsten
Morgen waren Stefan Rust (BirdsConTour) und Dirk Heinrich (offizieller Beringer
von Greifvögeln) auf Farm Sonnleiten zur Begutachtung, Registrierung und
Beringung des jungen Adlers.
Obwohl er sich
zufolge einer äußerlichen Untersuchung in einer guten Verfassung befand, war er
sehr geschwächt. Um den Stresspegel so niedrig wie möglich zu halten, wurde er
schnellstmöglich zur weiteren Beobachtung mit zwei Ringen versehen. An einem
Bein ein Metallring und am anderen ein aus der Distanz gut erkennbarer gelber
Kunststoffring mit der Nummer N083 drauf.
Es ist nicht
auszuschließen, dass es sich bei diesem Felsenadler um einen Nachfahren des
jahrelang in den auf der Farm befindlichen Bismarckbergen lebenden und dort
regelmäßig brütenden Felsenadlerpärchen handelt. Bei dieser Vogelart ist es
Brauch, die Jungvögel etwa 120 Tage nach dem Schlüpfen aus dem elterlichen
Territorium zu vertreiben. Laut einer Schnittbeobachtung in Namibia legen die
meisten Weibchen ihre Eier im Juni. Brutzeit ist ± 45 Tage. Mit der Annahme
dies sei ein Nachfahre der Bismarckadler, müssten die Eltern, basiert auf der
Tatsache dass er sich an der Stelle seines Unglücks noch im Territorium der
Altvögel befand, erst Ende August Anfang September mit der Eiablage begonnen
haben.
Dies ist für in
Namibia brütende Felsenadler eine recht ungewöhnlich späte Zeit und gibt
deswegen Anlass zur Erwägung einer anderen und plausibleren Möglichkeit.
Hierbei könne es sich um einen aus einem weiter entfernten Territorium
vertriebenen Jungvogel handeln der entweder zufällig oder bewusst in das Revier
der Bismarckadler drang und hier beim Versuch das etwa 50cm unterm
Reservoirrand befindenden Wasser zu erreichen, hineinfiel. Eine daraus
resultierende dursterregende und ermattende Vertreibungsjagd aus dem Gebiet der
Altvögel ist auch nicht auszuschließen.
Im gesamten
südlichen Afrika gilt der Schutzstatus dieser Art als ungefährdet. In Namibia
gelten sie jedoch als bedroht (near threatened). Das ist mitunter mit der
geringen Anzahl dieser in diesem Land lebenden Tiere zu erklären. Laut Roberts
Birds of southern
Africa leben in Namibia nur 500 – 1 000 Paare. Natürlich wird diese Zahl auch
beeinflusst durch die Tatsache dass Namibia im Schnitt ein sehr trockenes Land
ist und die Territoriumsgröße von der dortigen Futtermenge abhängt. Selbst in
einem futterreichen Gebiet wie dem Waterberg Plateau Park lebt pro 500
Quadratkilometer nur ein Paar.
Vor Stromschlag
an Überlandstarkstromleitungen gilt Ertrinken als die Haupttodesursache. Die meisten
oben offenen Wasserreservoirs befinden sich auf Farmland und deshalb ist es von
äußerster Wichtigkeit dass Farmer sich der Bedrohung der Felsenadler durch
Ertrinken bewusst sind. Unter Erkenntnis dieser Gefahr werden Farmer aufgerufen
dementsprechend als Felsenadlerschützer aufzutreten indem sie ihre
Wasserreservoirs Felsenadlerfreundlich gestalten. Dies lässt sich recht einfach
bewerkstelligen indem in das Reservoir am oberen Rand befestigt ein stabiler
und verzweigter Ast angebracht wird. Es spricht von selbst dass er eine Länge
haben sollte mit der er fast den Boden des Reservoirs erreicht, weil nur dann
kann sich der Adler oder irgendein zu ertrinken drohendes Tier, egal wie tief
der Wasserstand ist, schwimmend an den Ast retten und herausklettern.
Im Gegenzug
helfen die Felsenadler vielen Farmern die in Weidevorratkonkurrenz zum Vieh
stehenden Klippschliefer (Rock Hyrax / Procavia capensis) im Zaum zu halten. Dieses Tier vertritt
mit 90% die Hauptbeute der Felsenadler.
Der Felsenadler
N083 könnte zukünftig womöglich bald in anderen Teilen Namibias, eventuell
sogar über Namibias Grenzen hinaus zu sehen sein. Es wurden schon Adler dieser
Art bis zu 1 000 km entfernt von ihrem Beringungsort gesichtet.
Über die Meldung
einer Sichtung des N083 Adlers wäre BirdsConTour mehr als froh und dankbar.
Stefan Rust ist
zu erreichen unter +264 (0)81 129 8415 oder birdscontour@iway.na.
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