Sunday 16 December 2012

038 | ONJALA LODGE VOGELLEBEN

38
ONJALA LODGE 

Vogelleben auf der Onjala Lodge 

Fotos und Text von Stefan Rust 2012 

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust) 

Die Onjala Lodge liegt zentral in Namibia. Früher diente das Gebiet der Viehfarmerei und Jagd. Nachdem diese Wirtschaft aufgegeben wurde, die Onjala Lodge gebaut wurde und das ehemalige Farmgelände als privates Naturschutzgebiet umgestaltet wurde, hat sich das Wildtierleben rasch vermehrt. Besonders für ornithologisch Interessierte ist die Onjala Lodge mit ihren etwa 305 Vogelarten einen Besuch wert. 

Nilgänse (Egyptian Goose / Alopochen aegyptiaca), Milchuhu (Verreaux’s Eagle-Owl / Bubo lacteus), Weißrückengeier (White-backed Vulture / Gyps africanus) und Klippensänger (Rockrunner / Achaetops pycnopygius) sind nur wenige der hier lebenden Brutvögel. Auch Afrikanischer Kuckuck (African Cuckoo / Cuculus gularis), Rosenpapagei (Rosy-faced Lovebird / Agapornis roseicollis) und Priritschnäpper (Pririt Batis / Batis pririt) koennen auf der Nahrungssuche beobachtet werden. Die Fleckennachtschwalbe (Freckled Nightjar / Caprimulgus tristigma) – eine sich am östlichen Rand ihres Verbreitungsgebietes befindende Vogelart – verrät sich des Nachts mit ihrem welpenähnlichen Ruf. Und auch die Strauße (Common Ostrich / Struthio camelus) führen ihren Nachwuchs durch die Fläche. Das Arteninventar zeugt von einem gesunden Habitat, das für den aufmerksamen Besucher in seinem jetzigen Zustand einige Überraschungen bereithält! 

Im Frühling streiten sich die Gartenvögel um die guten Nistplätze. Maskenwebermännchen (Southern Masked-Weaver / Ploceus velatus) jagen Konkurrenten weg, Bergschmätzer (Mountain Wheatear / Oenanthe monticola) streiten sich mit Trauerdrongos (Fork-tailed Drongo / Dicrurus adsimilis) und Guinneatauben (Speckled Pigeon / Columba guinea) vertreiben sich gegenseitig. An den nach guten Regen mit Wasser gefüllten Stauseen steht der Graureiher (Grey Heron / Ardea cinerea). Weniger auffällig sind die kleinen Uferbewohner wie Kapstelze (Cape Wagtail / Motacilla capensis), Dreibandregenpfeifer (Three-banded Plover / Charadrius tricollaris) oder Bruchwasserläufer (Wood Sandpiper / Tringa glareola). Bezaubernd sind die Tauchkünste der Zwergtaucher (Little Grebe / Tachybaptus ruficollis) auf den Stauseen. Die Morgenkühle weicht der aufgehenden Sonne. Noch ist der Beobachter alleine mit dem Zauber und den Geheimnissen zwischen Nacht und Tag. Die Welt steht fuer einen Moment still. Ein typischer Vogel Namibias, das Helmperlhuhn (Helmeted Guineafowl / Numida meleagris), löst diese Stille mit seinem Ruf. Die Greifvögel der Lüfte auf der Onjala Lodge nutzen viele Strategien. Der Schwarzbrustschlangenadler (Black-chested Snake-Eagle / Circaetus pectoralis) stürzt sich aus der Luft auf Schlangen und der Ohrengeier (Lappet-faced Vulture / Aegypius tracheliotos) bereinigen die Natur von toten Tieren indem sie das Aas vertilgen. Auch der aasfressende und Beutegreifende Raubadler (Tawny Eagle / Aquila rapax) braucht hier keine Angst vor vergifteten Kadavern haben. Der mit Gras bewachsene Teil und die hügelige Dornenbuschsavanne dienen als wichtiger Brutplatz für Bodenbrüter wie Kronenkiebitz (Crowned Lapwing / Vanellus coronatus), Doppelbandrennvogel (Double-banded Courser / Rhinoptilus africanus), Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan / Afrotis afraoides) und Rotschopftrappe (Red-crested Korhaan / Lophotis ruficrista), deren Rufe überall im Onjala Schutzgebiet zu hören sind. Auf den Büschen sitzend lassen sich im Sommer die Neuntöter (Red-backed Shrike / Lanius collurio) gut beobachten. Zwischen den Warzenschweinen laufen eifrig nach Nahrung suchende Rotschulterglanzstare (Cape Glossy Starling / Lamprotornis nitens) umher. Die Dornbüsche liefern einen wichtigen Lebensraum für Schnurrbärtchen (Sclay-feathered Finch / Sporopipes squamifrons), Rotbraune Sperlinge (Great Sparrow / Passer motitensis), Graukopfsperlinge (Southern Grey-headed Sparrow / Passer diffusus), Brustbandprinien (Black-chested Prinia / Prinia flavicans) und Mahaliweber (White-browed Sparrow-Weaver / Plocepasser mahali). In den etwas größeren Bäumen finden sich Perlkauze (Pearl-spotted Owlet / Glaucidium perlatum) als standortstreuer Vogel. Die Aschenmeise (Ashy Tit / Parus cinerascens) sucht die Bäume und Büsche nach sitzenden Insekten ab, Maricoschnäpper (Marico Flycatcher / Bradornis mariquensis) sind hingegen oft auf der Jagd nach Fluginsekten zu beobachten. Blutschnabelweber (Red-billed Quelea / Quelea quelea) treten gern in größeren Schwärmen auf. An den Wasserstellen versammeln sie sich in den Büschen zum Trinken und man könnte meinen sie seien die Früchte der Büsche. Mit etwas Glück sind dazwischen auch einzelne Rotkopfamadine (Red-headed Finch / Amadina erythrocephala) zu finden. Der Granatastrild (Violet-eared Waxbill / Granatina granatina) ist eine der wenigen Arten, die nicht vor Wespen flüchten, sondern in deren Nähe ihr Nest bauen und die Nachbarschaft eines bewohnten Wespennestes zum Schutz vor Feinden nutzen. Eine typische Kulturfolger-Art ist der Haussperling (House Sparrow / Passer domesticus) der auch hier auf Onjala dem Menschen gefolgt ist und seine Nähe nutzt die Welt zu erobern. Schwalbenschwanzspinte (Swallow-tailed Bee-eater / Merops hirundineus) lassen sich auf der Jagd nach häufig giftigen Insekten gut beobachten und fotografieren. Im September bis November treffen die Rauchschwalben (Barn Swallow / Hirundo rustica) hier ein um dem europäischen Winter zu entfliehen. Mit etwas Aufmerksamkeit lässt sich der Grauschnäpper (Spotted Flycatcher / Muscicapa striata) als Sommergast entdecken. Das heimliche Rebhuhnfrankolin (Orange River Francolin / Scleroptila levaillantoides) ist mittels seines Rufes am besten zu finden. Der Weißstorch (White Stork / Ciconia ciconia) lässt sich auf dem Durchzug in gewissen Jahreszeiten am Himmel beobachten. Der an eine Maus erinnernde Weißrückenmausvogel (White-backed Mousebird / Colius colius) genießt an kalten Wintertagen gerne auf freier Sitzwarte die Sonne. Dem europäischen Gast begegnen hier eine fast mitteleuropäische Vogelwelt im Kontrast zur fremdartigen Natur: Alpensegler (Alpine Swift / Apus melba), Bienenfresser (European Bee-eater / Merops apiaster), Fitis (Willow Warbler / Phylloscopus trochilus), Flussuferläufer (Common Sandpiper / Actitis hypoleucos), Gelbspötter (Icterine Warbler / Hippolais icterina), Mauersegler (Commen Swift / Apus apus) und Schleiereule (Barn Owl / Tyto alba). Maches kennt er zumindest von Südeuropa: Kuhreiher (Cattle Egret / Bubulcus ibis), Häherkuckuck (Great spotted Cuckoo / Clamator glandarius) und den Gleitaar (Black-shouldered Kite / Elanus caeruleus). Der hübsche Rotbauchwürger (Crimson-breasted Shrike / Laniarius atrococcineus) hüpft auf dem Boden umher. Eine weitere Würgerart ist der Fiskalwürger (Common Fiscal / Lanius collaris). Die Felsenschwalbe (Rock Martin / Hirundo fuligula) besitzt eine Vorliebe für Felsen. Ein kleiner und sehr hübscher Vogel ist der Angolaschmetterlingsfink (Blue Waxbill / Uraeginthus angolensis). Eine Schönheit ist auch der Buntastrild (Green-winged Pytilia / Pytilia melba) und buntes gibt es noch mehr. Es ist der meist fotografierteste Vogel des südlichen Afrika, die Gabelracke (Lilac-breasted Roller / Coracias caudatus). Aus den Berghängen ist der weitschallende Ruf des Turmfalken (Rock Kestrel / Falco rupicolus) zu hören. Eine unverwechselbare Klangkulisse liefert ein wahrer Charaktervogel, die Kapturteltaube (Cape Turtle-Dove / Streptopelia capicola) mit ihrem kuk-KOORR-ru. Am Abend übersetzt ruft sie: drink Lager, drink Lager. Dieser Ruf verrät was den Vogelbeobachter nach einem interessanten Vogelbeobachtungsausflug in der schönen Onjala Lodge erwartet.

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